Standortwechsel

Mittwoch, B.N. Seit gestern stehen meine Möbel bei PM im Keller: Die alte Standuhr, der runde Esstisch, drei Stühle (wo ist der vierte?), ein Nähtischchen, eine Marmorfigur. Immerzu muss ich runterrennen und mir das ansehen. Ein schönes Gefühl: Meine Möbel, im PMs Haus. Vor ziemlich genau siebzig Jahren hat meine Oma v.seits die Sachen aus Naumburg a. d. Saale über die grüne Grenze geschafft. Zu dem Zweck hatte sie jemanden von der Bahn bestochen oder becirct, wahrscheinlich letzteres, sie war eine taffe und schöne Frau, um schließlich einen ganzen Eisenbahnwaggon für sich alleine zu bekommen. Für ihre Möbel und ihren gesamten Hausrat, der damit von Naumburg nach Lüneburg reiste. Dort blieb der Waggon zwei Tage lang unbeaufsichtigt stehen, und als man ihn ausräumen wollte, fand man das Schloss aufgebrochen und das Transportgut zu großen Teilen kaputt, zerstört, verwüstet. Meine Oma war bei dem Anblick entsetzt, doch wo nun mal alles da war, fackelte sie nicht lange und ließ die guten Stücke eines nach dem anderen aufwändig restaurieren, und nun befindet sich ein Teil davon in meinem Besitz. Ich werde ein Auge darauf haben, allen voran auf die Standuhr, die schon wieder tickt und die Stunde schlägt und mir mit ihrem hellen Klang gute Laune macht, weil er mir so vertraut ist.

Die beiden Möbelpacker zerlegten die 2,49 cm hohe Uhr für den Transport in sechs Einzelteile und setzten es in BN wieder zusammen. Ich konnte gar nicht hingucken. Dabei waren sie total vorsichtig und hatten ihren Spaß, sie meinten, jede Standuhr sei anders, diese aber etwas ganz Besonderes. Bei den Gewichten ist ihnen kurz mal die Luft weggeblieben, obwohl sie durchtrainierte Typen waren, und ihre Arme haben gezittert. Dann haben wir alle drei gewartet, bis das Uhrwerk das erste Mal schlug, und haben mit Orangensaft darauf angestoßen.

Auch die Fahrt zuvor war lustig und wäre noch lustiger gewesen, wenn die beiden nicht so viel gequalmt hätten. Dafür haben sie mich gut unterhalten mit Insidern über Messies und andere Verrückte, was sie halt so erleben beim Wohnungen Räumen, während ich ihnen Brötchen und Dosen-Cola reichte.