Fieber und Arbeit

Freitag, B.N. Die Grippe, die erst PM und dann mich seit den Weihnachtsfeiertagen im Griff hat, bevor sie sich jetzt auch mal wieder verpissen könnte (PM: “3 Tage kommt sie, 3 Tage bleibt sie, 3 Tage geht sie!”) führt dazu, dass ich mich zu lahm fühle, um irgendwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen. Vielleicht war es wieder mal zu viel. Aber es war das, was ich wollte. Wenn dann alle weg sind und das Fest vorbei, ist die Stille kaum zu ertragen. Und dann merkt man plötzlich: Oh, ich werde krank. Dabei wartet so viel Arbeit. Wenigstens habe ich mich, seit wir in B.N. sind, auf meinen nächsten Interviewpartner vorbereitet, und das ist doch jedesmal wieder eine spannende Angelegenheit.

Je mehr ich weiß, desto neugieriger werde ich auf eine mir bis dahin nur schablonenhaft bekannte Person. Nicht nur, dass die gesammelten Informationen mich ihr näher bringen, sie machen mich auch betroffen, indem sie mich für die Leistung eines Menschen sensibilisieren, auf der sein Bekanntheitsgrad gründet. Ich bekomme Respekt. Respekt vor der Konsequenz und der nicht zu hinterfragenden Priorität im Lebenszusammenhang der jeweiligen Person. Je intensiver ich mich mit ihr beschäftige, umso deutlicher erkenne ich das Muster, die Antriebskraft, die dahinter steht.

Sie alle, die ich bisher interviewen durfte, sind Ausnahmemenschen, die ihr Leben nicht verplempern. Mich beeindrucken die Zuversicht und der unbedingte Wille, etwas aus ihrer Energie, ihrem Talent, ihrer Kreativität, aus ihrer Traurigkeit und Verletztheit zu machen. Die allgemein menschlichen Antriebsursachen eben, doch nur wenige scheinen es zu schaffen, sie so gezielt zu nutzen beziehungsweise umzuwandeln in ein Stück Kultur. Was man dann in der Öffentlichkeit von diesen Persönlichkeiten wahrnimmt, ist im besten Fall ja nur das Umwandlungsresultat. Der lange Weg dahin, die Pflastersteine, die den Weg erst ausmachen, interessieren niemanden (und das ist auch gut so, denke ich).

Die Aneignung bewirkt Zuneigung. So war es bisher immer. Ich spüre das Bedürfnis, die Person zu mögen. Sonst würde das Interview auch nicht funktionieren.