Franziska Linkerhand

Freitag, B.N. „Ach Ben, Ben, wo bist du vor einem Jahr gewesen, wo vor drei Jahren? Welche Straßen bis du gegangen, in welchen Flüssen hast du gebadet, mit welchen Frauen geschlafen? Wiederholst du nur eine geübte Geste, wenn du mein Ohr küsst oder die Armbeuge? Ich bin verrückt vor Eifersucht … Die Gegenwart macht mir nicht angst … aber deine Erinnerungen, gegen die ich mich nicht wehren kann, die Bilder in deinem Kopf, die ich nicht sehen kann, ein Schmerz, den ich nicht geteilt habe … Ich möchte mein Leben verdreifachen, um nachzuholen, die lange lange Zeit, als es dich nicht gab. Mein Schreck, als du sagtest, du hast vor zwölf Jahren einmal in unserer Stadt, im Wartesaal gesessen … und ich hundert Meter davon …“

Das ist der Anfang von Brigitte Reimanns Franziska Linkerhand. Eifersüchtig auf die Vergangenheit des Geliebten. Vom Verstand her unsinnig, vom Bauch her so nachvollziehbar.

Das ist die Frage nach dem Schmerz in der Liebe.