Im Dom

Sonntag, Erfurt. Noch drei Stunden, bis mein Zug geht. Seltenes Gefühl: Ich habe ZEIT.

Im Dom nimmt einer donnernd die Orgel durch. Ein Klangteppich – dagegen sind Colosseum und Jethro Tull und Status Quo zusammengenommen Waisenkinder. Sollte dieser Organist stinksauer gewesen sein, müsste es ihm jetzt besser gehen. Direkt unter ihm, in der Bank, spüre ich jeden einzelnen meiner Knochen und sämtliche Eingeweide. Andere Dombesucher stehen wie angewurzelt auf der Stelle. Wenn jetzt alle auf einen Schlag zu weinen oder zu schreien oder übereinander herzufallen anfingen, würde mich das kein bisschen wundern.