http://www.spiegel.de/einestages/stanley-kubricks-making-of-2001-space-odyssey-a-971834.html
Eine Neuauflage des Film-Making-Of von 2001 – Odyssee im Weltraum gibt es nun vom Taschen-Verlag (Das Original hat inzwischen Sammlerwert und kostet 1000 €).
2001 – Odyssee im Weltraum ist für mich nicht nur der beste SciFi aller Zeiten, sondern einer der besten Filme aller Zeiten. Kein anderer Film hat durch seine visuellen und akustischen Eindrücke das Genre künstlerisch und intellektuell so nachhaltig geprägt. Erkennbar ist sein Einfluss auch daran, dass bis heute kaum ein SciFi darauf verzichtet, das unerreichbare Vorbild an irgendeiner Stelle mehr oder weniger gekonnt zu zitieren.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie mein Vater mich und meine Geschwister – wir waren definitiv alle drei nicht alt genug für diese Art von Unterhaltung – nach Dortmund ins Kino mitnahm, wo 2001 – Odyssee im Weltraum lief. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich so gut wie keine Spielfilme gesehen. In Kamen gab es zwei winzige Kinos, deren Programm sich auf deutsche Heimat- und Sexfilme beschränkte. Darüber hinaus wurde uns als Bildungsbürger-Nachwuchs ein Fernsehapparat vorenthalten. Der Kommissar, Mit Schirm, Charme und Melone oder gar James Bond kannte ich nur vom Hörensagen. Meine cineastischen Erfahrungen beschränkten sich demzufolge auf einen Lassie-Spielfilm, Das Wirtshaus im Spessart und Dick und Doof (auch nicht zu verachten!)
Mein Vater, leidenschaftlicher Wissenschaftler und Perfektionist in allem, was er tat, wollte 2001 – Odyssee im Weltraum selbst sehen. Vielleicht hatte er ihn sich sogar schon alleine angesehen. Jedenfalls wusste er, welche Sprengkraft in dem Werk steckte, und er wollte uns das nicht entgehen lassen.
Meine Geschwister und ich waren wie vom Donner gerührt. Dass in dem Film nicht gesprochen wird, haben wir gar nicht wahrgenommen. Sprache würde die Bilderflut bloß stören. Aber die absterbende Stimme von HAL habe ich noch heute im Ohr, und den Eintritt ins Himmelreich am Ende des Filmes habe ich noch heute vor Augen. Wie auch das stille Sterben der Astronauten, die in geordneten Reihen da liegen und eben irgendwann einfach tot sind – ein unglaublich ästhetischer Tod -, oder den schwarzen Ur-Stein, der einem Orakel gleich über den Jahrmillionen des Menschseins schwebt, warum auch immer. Zeit ist in 2001 – Odyssee im Weltraum keine Dimension. Weshalb ich damals aus dem Kino wankte, als wäre ich selbst kurz mal im All gewesen.
Der Film bringt den Zuschauer an seine Grenzen. Das ist mir auch als Kind nicht entgangen. An manchen Szenen arbeitet man sich ein Leben lang ab (ich jedenfalls). Wie wir o.g. Artikel entnehmen können, ist das Filmwerk das Resultat einer großartigen Vision des Überregisseurs Stanley Kubrick, das Resultat einer außergewöhnlichen Teamarbeit mit dem Schriftsteller Arthur C. Clarke sowie mit einigen Experten von IBM und last but not least das Resultat akribischer Perfektion oder, so gesehen, eines wahnwitzigen Kraft- und Zeitaufwandes.
Der sich gelohnt hat. 2001 – Odyssee im Weltraum zeigt, dass Kunst, beziehungsweise Künstler, nicht nur eine Gesellschaft und ihre Möglichkeiten interpretieren, sondern deren Denken und damit deren Zukunft beeinflussen können (wie das Touchscreen, das Kubrick hier seherisch vorwegnimmt …) .