Elisabeth Vigée-Lebrun und ein früher Fall von Fake News

Eines der schönsten Selbstporträts der Kunstgeschichte stammt von der jungen Elisabeth Vigée-Lebrun, das sie sechs Jahre vor der Französischen Revolution von sich gemalt hat: Selbstbewusst, optimistisch, lebensfroh!

Am 31. Mai 1783 wird Vigée-Lebrun zum Mitglied der Königlichen Akademie der Malerei und Bildhauerei, Académie royale de peinture et de sculpture, mit dem Titel einer „Portraitmalerin“ ernannt. Die Verantwortlichen sind gegen die Aufnahme Vigée-Lebruns, werden jedoch schließlich von Ludwig XVI. überstimmt.

Aufgrund ihrer engen Beziehungen zum Königshof und zum Adel, wo sie ihre besten Kunden hat (u.a. Marie Antoinette), wird sie von der Presse zunehmend attackiert. Als Frau, als Mensch und als Künstlerin erleidet sie ihre systematische Ausschaltung durch einen klassischen Fall von Fake News: Ein Verhältnis mit dem damaligen Finanzminister Calonne wird aus dem Hut gezaubert und ihr angedichtet, 1789 ruiniert die Veröffentlichung eines fingierten Liebesbriefes an eben diesen ihren guten Ruf.

Vigée-Lebrun flieht zunächst nach Italien, später nach Russland. In den folgenden zwanzig Jahren macht sie sich in der europäischen Welt einen Namen als Portraitmalerin. Als sie schließlich 1802 nach Paris zurückkehrt, erhält sie den Auftrag, Napoleon Bonapartes und seine Schwester Caroline zu portraitieren.

Am 8. Dezember 1819 stirbt ihre Tochter Julie Nigris und ein Jahr später ihr Bruder Etienne Vigée (1758–1820). Damit ist ihre Nichte Caroline die alleinigen Erbin von Vigée-Lebrun.

1835 veröffentlicht sie den ersten Band ihrer Memoiren, die einen interessanten Einblick in die Ausbildung von Künstlern der damaligen Zeit geben. 1837 folgen der zweite und der dritte Band ihrer Souvenirs.

1842 stirbt Élisabeth Vigée-Lebrun an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 86 Jahren. Sie ist auf dem Friedhof von Louveciennes in der Nähe ihres alten Hauses begraben.