Freitag. Das autobiographische Buch Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend von Andreas Altmann ist ein Koloss. Kein Roman, sondern eine verwüstete Seele kotzt sich aus. Schonunsglos. Stellt sich die beunruhigende Frage: Wie weit lassen sich mit Hilfe des Verstandes die Erkenntnisse der Psychoanalyse integrieren, um aus dem Schlamassel aus Hass und Brutalität einigermaßen heil hervorzugehen? Um frei zu werden? Um die Untaten von monstermäßigen Erwachsenen – Vater, Mutter, Stiefmutter, Pfaffen, Lehrer – abzustreifen, einer wie der andere hirnlose, gedankenlose, gefühllose, unfähige Schweine? Die zu nichts anderem auf der Welt zu sein scheinen, als mit ihren Schweinepfoten auf Anderen, unter ihnen Stehenden herumzutrampeln und sie zu zertreten, um sich auch mal stark zu fühlen? Jedes Wort vermittelt das Minderwertigkeitsgefühl von Altmanns alter Ego, das ja gar kein alter Ego ist: Andreas, die Flasche. Der Loser. Harter Tobak. Harter, guter Tobak.
Zum Ausgleich: Tanja Blixen, Die Straßen um Pisa:
Graf Augustus von Schimmelmann, ein junger dänischer Edelmann von schwermütiger Veranlagung, dessen stattliche Erscheinung nur ein wenig zur Fülle neigte, schrieb einen Brief auf einem als Tischplatte dienenden Mühlstein in einer Osteria nahe Pisa an einem schönen Maiabend des Jahres 1823. Er konnte den Schluss nicht finden, so erging er sich noch etwas die Hauptstraße hinunter, bis es Zeit für sein Abendbrot im Gasthof war. Die Sonne war im Untergehen. Ihre goldenen Strahlen fielen zwischen den hohen schlanken Pappeln längs der Straße ein. Die Luft war mild und rein und mit dem Wohlgeruch von Gras und Bäumen erfüllt; zahllose Schwalben durchkreuzten sie hoch und niedrig, wie um noch die letzte halbe Stunde Tageslicht nach Herzenslust zu genießen. Graf Augustus dachte an seinen Brief…
Und was ist mit meinem eigenen Projekt? Ich drück mich und drück mich und drück mich…