Überraschung

Samstag. Damit hatte die Bayer-AG wohl nicht gerechnet, den Prozess um Krebsrisiken von Glyphosat zu verlieren.
Wie das Bundesgericht in San Francisco jetzt geurteilt hat, ist der Pflanzenvernichter Roundup – irreführend immer als Unkrautvernichter tituliert, obwohl es keineswegs nur Unkräuter vernichtet, sondern ALLES bis auf die speziell gegen den Wirkstoff Glyphosat wirksam genmanipulierten Getreidesorten durch ein Monsanto-Patent – ein wesentlicher Faktor für die Entstehung von Lymphdrüsenkrebs.
Die Übernahme von Monsanto wird dem Leverkusener Pharmakonzern noch übel aufstoßen. Denn der Kläger Edwin Hardeman, der dem Monsanto-Konzern nicht nur seine Krankheit, sondern auch bewusstes Verschweigen der Risiken durch das Pflanzengift Glyphosat vorwirft, wird nicht der einzige Kläger bleiben.
Bayer zeigt sich „enttäuscht“, sei aber „weiterhin zuversichtlich, im zweiten Teil des Prozesses beweisen zu können …“ – laberrhabarber laberrhabarber.
Die Internationale Krebsforschungsagentur der WHO hatte schon 2015 den Unkrautvernichter als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen eingestuft. Mit diesem jahrelangen Vorwissen übernahm der Bayer-Riese den Monsanto-Riesen, einschließlich dessen Patente für genveränderte Getreidesorten, die die Landwirte kaufen müssen, solange sie Glyphosat einsetzen, und das tun sie alle, denn auch der Nachbarbauer setzt es ein – ein gewinnmaximierender Kreislauf, dem sich kein Landwirt (mehr) entziehen kann.
Die Prozesswelle rollt an, die Aktionäre zittern. Mit dem Urteil aus San Francisco ist ein Musterfall eingetreten. Tausende von Klagewilligen erwarten schon den Ausgang des nächste Prozesses, der in Kalifornien / Oakland startet.
Bayer hat Monsanto im vergangenen Jahr für 63 Mrd. Dollar übernommen. Der Schmuddelname Monsanto sollte dadurch aus dem öffentlichen Bewusstsein getilgt, dagegen das Geschäft mit dem Pflanzengift und den genmanipulierten Saatgütern weltweit ausgebaut werden. Ausgebaut wird nun aber erstmal die Prozesslawine.
Bereits 2018 hatte ein US-Gericht dem Monsanto-Kläger Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar zugesprochen. Diese Summe wurde zwar in einem Widerspruchsverfahren durch den Monsanto-Konzern auf 78 Mio abgesenkt, doch der Schuldspruch gegen den Chemie-Riesen ist ein Zeichen, das vielen an Krebs erkrankten Landwirten / städtischen Bauhof-Angestellten / Hausmeistern / Kleingärtnern Mut machen dürfte.