Paris trauert – Die Opfer von Charlie Hebdo

Da sind sie, die Staatshäupter Europas, etwa vierzig an der Zahl, und trauern mit dem französischen Volk in Paris um die vier erschossenen Karikaturisten von Charlie Hebdo.

Je suis Charlie!, steht allüberall auf Plakaten, Plaketten oder Stirnbändern.

Die Franzosen verteidigen das Recht der freien Meinungsäußerung. Religionskritik war und ist ein herausragendes Thema von Charlie Hebdo, und so wird es auch bleiben. Die gute Nachricht: Die verbleibenden Karikaturisten/ Zeichner werden weitermachen. Sie haben Asyl angeboten bekommen, Neue werden nachrücken.

Die Moderation im Fernsehen (Paris trauert, ARD) macht die Schriftstellerin Gila Lustiger. Soeben hat sie die Namen der vier jüdischen Männer verlesen, die – nur einen Tag nach dem Attentat auf Charlie Hebdo – bei einem weiteren Überfall auf einen jüdischen Supermarkt von islamistischen Terroristen hingerichtet wurden. Insgesamt sind es nämlich 17 Opfer, die erschossenen Geiseln und Polizist*innen und weitere Redaktionsmitglieder von Charlie Hebdo dazugerechnet.

Angie Merkel redet gestikulierend auf Francois Hollande ein, Israels Premierminister Benjamin Netanyahu steht in der gleichen Reihe wie Palästinenser”präsident” Abbas, dahinter, etwas versteckt, Carla Bruni; sie trägt eine seltsame Kinnbinde, hatte sie wieder eine ihrer legendären Schönheits-OPs und zeigt sich trotzdem in der Öffentlichkeit? Respekt!

Auch die Muslime Frankreichs sind dabei. Im Rollstuhl irgendein Obermufti (den Namen habe ich noch nie gehört), seine Anwesenheit wird Zeichen setzen. Ebenfalls Respekt!

Ein Trauermarsch, ein Solidaritätsmarsch, der auf dem Place de la Republic kaum vorwärts kommt, weil sämtliche Straßen verstopft von Menschen sind.

Frau Lustiger fordert eine noch dezidiertere Desolidarisierung der französischen Muslime von den islamistischen Terroristen. Eine seriöse Diskussion der islamischen Oberhäupter. Eine Antwort darauf, wie es möglich ist, ein derartiges Missverständnis des Islam aus dem Koran herauszudeuten. Nicht zuletzt fordert sie eine Antwort darauf, wieso in den Moscheen ungehindert Hass gepredigt werden darf.

Die neue Ausgabe von Charlie Hebdo wird eine Millionenauflage erleben. Ironie des Schicksals. Die Macher kündigen an, noch radikaler, noch böser zu werden. Der Bleistift ist das Symbol dieses Solidaritätsmarsches: Die Freiheit des Stiftes, der Gedanken, der Presse, der Religion.

Eine Millionen Menschen hat beschlossen aufzustehen für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, um der Opfer zu gedenken.

Endpunkt des Marsches ist der Place de la Nation. Überall, in allen Straßen solidarisieren die Menschen sich mit Gesängen, Parolen, internationalen Fahnen. Muslime fallen Juden um den Hals, Juden Muslimen. Dazu gibt es den Beifall der Menge. Israelische Banner flattern neben der marokkanischen, türkischen, libanesischen. Eine Gruppe ist aus Bangladesch.

Hunderttausende sind auch in Straßburg, Marseille, Bordeaux auf die Straße gegangen.

Frankreich zeigt sich auf den Großdemonstrationen nicht als gespaltene Nation. Alles sind Charlie.

Auch in Berlin gibt es einen Marsch.