Dienstag. „Und dann ist dieser Gedanke einfach dageblieben und mitgekommen auf meine Reise, bis nach Vietnam ist der mitgekommen, obwohl ich ihn immerzu abschütteln wollte, in den Tempeln oder sogar an einem See, ich hab’s ja dann durchaus auch mit diesen spirituellen Impulsen, wollte ihn also im See versenken oder im Götterhaus zurücklassen, opfern, aber no chance, so fest wie der saß und bei mir blieb.
Und dann hab ich gedacht: Gut. Lieber Gedanke, wenn du dich so wohl bei mir fühlst, dann bleib halt da. Bitte schön: Bleib! Bleib doch, niste dich so richtig bei mir ein, ich werd’s schon aushalten. Wenn du unbedingt bei mir bleiben willst, dann wird das seine Gründe haben. Ich stelle mich nicht mehr gegen dich. Bleib. Es ist gut so. Bleib einfach.
Und nach ein paar Wochen, da war er plötzlich nur noch ganz schwach, der Gedanke. Er war nicht weg, das nicht, aber so schwach, dass ich ihn betrachten konnte, ohne zusammen zu zucken. Ach, dachte ich, das ist ja interessant! Jetzt geht er wohl von selber. So ganz allmählich. Macht sich davon, als hätte er sich zu Ende gedacht. Nun gut, soll er ziehen. Bitte schön: Zieh! Verzieh dich doch, mach dich so richtig aus dem Staub, ich werd’s schon aushalten ohne dich. Wenn du unbedingt verschwinden willst, dann wird das seine Gründe haben. Ich stell mich nicht mehr gegen dich. Es ist gut so. Verschwinde einfach.
Und dann habe ich gelernt, ohne diesen Gedanken zu leben. War eine ganz schöne Umstellung!“
Gu streicht sich ihre dicken, schwarzen Haare aus dem Gesicht und guckt mich an. Ihre Augen sehen immer so aus, als hätte sie gerade einen Witz zum Besten gegeben und als wartete sie nur noch ab, ob man ihn auch versteht.
Ich habe verstanden. Ich danke Dir für diesen Abend, liebe Freundin.