Ich schick mich

Lisanne heute an der Ampel: Hey, schön dich zu sehen, wie gehts?

Ich: Gut.

Sie: Ja, mir leider nicht. Ich hab Rheuma, schon seit meiner Kindheit, das ist gar nicht lecker, sag ich dir.

Ich denke noch darüber nach, dass Rheuma nicht lecker ist, da sagt sie im Weitergehen: Also ich muss los, war nett dich gesehen zu haben. Ich schick mich jetzt mal zu meinem Doc!

Ja, und ich schick mich zur Bank und zum Copyshop, und zur Krankenkasse sollte ich mich samt dem Umschlag, der seit Wochen am Boden meiner Tasche vor sich hin gammelt, auch gleich schicken. Wo bleibt da die Freiheit der Entscheidung, frage ich mich, aber dann fällt mir ein, dass ich mich, statt hier unkonstruktiv herumzugrübeln, ganz schnell noch ins Fitness-Studio schicken könnte, und beim Zahnarzt war ich auch schon länger nicht mehr, und eine neue Waschmaschine bräuchte ich, und was ist mit der Steuer, und mein Fahrrad wartet in der Werkstatt, und der Elektroschrott im Keller, der wartet auf die Mülldeponie, wenn ich mich da auch noch hinschicke, dann habe ich heute echt viel geschafft.

Aber lecker war der Tag dann nicht. Am besten, ich schick mich nirgendwo hin und lass mich einfach in Ruhe.