Freitag. Gestern I. getroffen, G. macht jetzt doch Chemotherapie. Sie arbeiten viel zusammen im Garten, was G. gut tut.
Als ich Chris wegen seiner abgestellten Kaffeetassen plus eingetrockneter Ringe anmeckere, spuckt er auf seinen Handballen und rubbelt die Ringe von meinem Platz weg. Du siehst es ja nicht, sagt er und lacht sich schlapp über seinen Witz.
C.’s Party am Samstag war so langweilig, dass PM sich immer noch ärgert.
Steve ist wieder im Lande, er war fünf Wochen weg und die Bude ziemlich unlebendig ohne ihn und nur mit Tanja, von der ich so gut wie nichts mitbekomme. (Sie schleicht wie ein Panther, öffnet und schließt Türen lautlos.) Meistens weiß ich nicht, ob sie da ist oder nicht.
Meine Mutter, als ich sie mit PM besuche: Und das ist – Kunstpause – Doktor Weber! Ihre Tischnachbarinnen gucken stumpf. Sie wissen nicht, dass PM nicht Weber heißt. Meine Mutter ist in ihrem Element: ein komplett besetzter Speisesaal hört ihr zu. Und diese Dame ist schon 100! Meine Mutter zeigt auf die Frau neben ihr. Das glaubt man gar nicht, oder? Die Entsprechende schüttelt den Kopf, sieht mich an und sagt leise: Von wegen 100. Ich bin erst 86. Ich möchte unter den Tisch kriechen, PM kriegt sich nicht mehr ein. Er findet alles so Loriot.
Gi., die drei Tage zu Besuch bei mir ist, plant kurzfristig um. Sie bleibe doch bis Ende der Woche, sagt sie am Ende des dritten Tages. Sie fühle sich supiwohl, und sie störe mich ja auch nicht. Abends, wenn ich nach Hause komme, sitzt sie an meinem Esstisch und erzählt ihr trauriges Leben. (Kein Job, kein Geld, doofer Mann.) Ich bekomme Atemnot. Gehe in mein Zimmer, (aufsteigende Panik), und wieder raus. Und sage es ihr. Zuviel, zuviel! Keinen Augenblick alleine. Aber vor allem ihre Geschichten, ihre never ending Deprigeschichten, die nie gut werden, nie gut werden dürfen! (Das sage ich ihr nicht.) Kurze psychoklimatische Vereisung. (Muss man aushalten, sagt Dr. K.)
Immer noch lässt M. seine schrottigen Fantasy-Briketts an meine Adresse schicken. Der hat die abonniert. Ich schmeiße sie weg und bei ihm werden sie abgebucht. Provokation? Trotteligkeit? Zu viel Kohle?
Auf dem Weg zur Arbeit laufe ich durch den Mittelaltermarkt vor der Thiepvalkaserne. Die in den Zelten schlafen noch, die in den Wagen wachen langsam auf. Leute mit einem echt anderen Lebensentwurf. Frauen in Gewändern, Männer in Schnabelschuhen, die kleinen Schornsteine rauchen, es riecht nach Fleisch und Brot und Leder. Letztes Jahr habe ich mir hier zwei Schaffelle gekauft.