Deutungsalarm

Geburtstagsparty in Frankfurt bei B. und U. mit hundert Personen. Ein bisschen in den 1. Mai getanzt, der dieses Jahr dummerweise auf einem Sonntag liegt. Meine schöne L. und ihr B. sind, das sage ich jetzt einfach mal so, ein schwer glückliches und interessantes Paar. Ich bin stolz auf sie. PM nicht gut drauf, kam vom Kongress weg aus Berlin angereist, ich aus Tü, komfortabel in einem beinahe leeren ICE*, wo es sich prima arbeiten lässt.

Nach der Party noch in der Nacht nach Hause, nach B.N., gefahren. Dauerregen, Dauerkälte. Weil PM auf der Strecke Berlin – Frankfurt einen Schlenker über Eisenach (Eltern!) eingebaut hatte, kam er gestern mal eben auf 700 km. Die reißt er runter und deklariert das Ganze auch noch als Entspannung. Noch, noch, noch. Dauerschuldgefühle (als gäbe es dazu irgendeinen Grund), Dauerüberforderung, Genervtheit. Alles zu viel. Die Kunst Nein zu sagen. Zu sich selbst.

* Homo faber von Frisch. Das erste Mal mit 17 gelesen. Immer noch oder wieder ist der Homo faber Schullektüre (im Kontext mit Peter Stamms Agnes). Du schlägst die erste Seite auf und merkst, dass du schon woanders bist, in einem Flieger, der gleich notlanden wird, in einer Szene, die du, einmal gelesen, nie mehr vergisst. Du atmest tief ein und lässt dich fallen ins literarische Max-Frisch-Universum. Dagegen Stamms Holzschnitzereien – Stamm könnte seine bedeutungsvollen Sätze gleich farbig oder kursiv markieren – Achtung: Deutungsalarm!!! -, und es würde einen auch nicht weiter wundern. Frisch steht für mich für sprachliche Eleganz und sachliche Modernität. Hinweise/Anspielungen passieren bei ihm: Unaufgeregt, unaufdringlich. Vielleicht überliest du sie, damit kann der Autor leben.