Samstag, B.N. Mein Blick fällt durch PMs Esszimmerfenster auf das Nachbargrundstück. Eher ein Anwesen ist dieser parkähnliche Garten mit einem großen Haus, das früher mal eine Brauerei gewesen ist. Hellbrauner Feldstein. Hohe, weiß gestrichene Fensterläden. Man ahnt die blankgeputzten Messingleuchter, die Pendelleuchte mit grünen Glasschirmen, die gepolsterte Sitzbank für drei Generationen … Landhausästhetik.
Warum mein Blick auf das Grundstück fällt, ist kein Zufall. Etwas bewegt sich nämlich darauf. Eine Katze, denke ich, weil das, was sich da bewegt hinter der kargen und noch winterlich durchscheinenden Hecke, grau, rundlich und eben katzengroß ist.
Gehalten wird mein Blick dann aber von der unmittelbaren Erkenntnis, dass es sich keineswegs um eine Katze handelt. Um überhaupt kein Tier. Das ist eine Maschine. Aber was macht die?
Vor dem Gebüsch scheint sie zu kapitulieren. Sie wendet, und jetzt kann ich sie besser erkennen. Sieht aus wie ein kleiner Staubsauger oder ein ferngesteuerter Minipanzer. Spielzeug?
Doch kein Kind ist in Sicht und überhaupt kein Mensch.
Die Maschine fährt den ganzen Garten ab. Querbeet, sozusagen, von rechts nach links, von oben nach unten. Ohne erkennbares System – ohne Ziel? – nimmt sie ihren Weg. Ein Ehepaar mit Hund tritt an den Gartenzaun. Hand in Hand bleiben sie stehen, der Mann und die Frau, und gaffen hinüber auf das seltsame Gefährt, das unermüdlich seine Runden zieht. Die Frau wendet sich bald ab, gibt dem Drängen des Hundes nach, versucht auch den Mann mitzuziehen. Auf dessen Gesicht liegt ein ungläubiges, geradezu versonnenes Lächeln.
Derweil cruist die Maschine von einer Ecke in die andere. Hindernisse scheint sie zu registrieren, denn sie weicht immer wieder geschickt aus.
Ein Ufo? Eine Spionageroboter der NSA?
Um wen oder was auszuspionieren?
Und dann fährt sie direkt auf mich zu, in die vordere, rechte Ecke des Gartens, das ist gezielt jetzt, das erkenne ich genau. Entschlossen fährt sie ein Ding an, das bis dahin meiner Aufmerksamkeit entgangen ist und das ihr sehr ähnlich sieht, nur dass es flacher ist. Ungebremst rollt sie auf dieses Ding, um schräg aufgerichtet darauf stehen zu bleiben. Findet da etwa eine Begattung statt? Das Ding steht ganz still. Seit wann begatten sich Maschinen, oder sind wir schon so weit?, diskret senke ich meinen Blick.