Mindset der Israelis

Montag. Facebook-Kommentar von Markus Heitkämper zu einem heute von Amelie Fried geposteten Beitrag der SZ (Nahostkonflikt – Gruß vom Planeten Israel von Eldad Beck):

„Bill Clinton hat Mitte Mai vor laufenden Kameras unüberbietbar deutlich gemacht, wo das Problem eigentlich liegt. Im Juli 2000 hätten die Palästinenser unter Führung Arafats mit Zustimmung Ehud Baracks in Camp David ihren Staat bekommen können: ganz Gaza, 98% der Westbank, einen Teil Jerusalems. Arafat sagte nein, anstatt diese einmalige und weitestgehende Gelegenheit mit beiden Händen zu ergreifen. Der Grund dürfte evident sein: ein Ja zu diesem Angebot hätte als Voraussetzung gehabt die Anerkennung des Jüdischen Staates (in welchen Grenzen auch immer). Genau dies ist das Problem: die „Besatzung“ meint nach pal. Narrativ nicht die Territorialfolgen von 67, sondern das bloße Faktum der Existenz des Staates Israel, also seit dem 14. Mai 48. Die eine Seite negiert das Existenzrecht der anderen. Es ist im Kern kein Territorialkonflikt – ein solcher wäre schon längst gelöst worden. – Vom Mainstream der Israelis wäre nichts sehnlicher gewünscht als dass die arabischen Staaten und die Palästinenser (so nennen sie sich erst seit Mitte der 60er Jahre) a) einen dauerhaften Frieden mit Israel schlössen und b) sich im Gazastreifen und der Westbank eine wirtschaftlich-kulturell florierende, freiheitlich-demokratische Gesellschaft bilden würde. – Im Gazastreifen hatte man jetzt über 10 Jahre Zeit dazu. Die Abermillionen sind nicht in Wirtschaft und Bildung, sondern zu einem nicht unbeträchtlichen Teil in den Bau von Angst und Schrecken verbreitenden High-Tech-Tunneln investiert worden. Wenn es die arabischen Staaten gewollt hätten, so wäre Gaza bereits heute ein zweites Hong Kong geworden. Niemand hätte sich darüber mehr gefreut als Israel. Doch gerade die traumatischen Erfahrungen mit Gaza seit dem Komplettabzug unter dem „Hardliner“ Sharon 2005 bis heute haben sich im Mindset der Israelis tief eingebrannt. So etwas will und wird man aus Überlebensgründen mit der Westbank nicht ein zweites Mal tun. So ist man bis zu einer (leider wohl illusionären!) arabischen Akzeptanz des Existenzrechts Israels quasi gezwungen, die 67er Besatzung fortzuführen – bei gleichzeitigem Wissen darum, dass der Fortbestand dieses status quo dem eigenen Volk auf Dauer nicht gut tut, sondern ihm schadet. Das ist das Dilemma.“