Variation: Drei Frauen in einer Kneipe

Montag. Schweigend sind wir gewandert, Gunnar und ich, erzählt Nadja. Durch den Wald und dann bis zur Hütte hinauf, Hand in Hand. Im Schlafraum dreißig Matratzen, unsere Kinder, fremde Kinder, Erwachsene, alles durcheinander. Und dann, am nächsten Tag, da sagt er zu mir: “Duhu, Nadjaaa, ich fands totaal schööön mit dir.” Da hätte ich kotzen können. Versteht ihr das? Ich wollte eigentlich bloß gefickt werden. Versteht ihr?
Ich werde jetzt besoffen, sagt Nadja. Mich stört auch Glatze nicht mehr so, wenn er nur einer ist, der mich mal so richtig…. Ich! Will! Einfach! Nur Sex!
Die Ouzos. Die setzen uns ganz schön zu. Nadja trinkt niemals Ouzo, und Heidi macht eigentlich gerade Alkoholfasten, das volle Programm, vierzig Tage bis Ostern, hat sie bisher sogar geschafft, aber dieser Ouzo, der hat sie schwach gemacht.
Heidi kommt vom Klo zurück: Mir ist etwas ganz wichtig!, verkündet sie und guckt Nadja und mich bedeutungsvoll an, soweit ihr besoffener Geist das noch hinkriegt: Das ist mir gerade auf dem Klo eingefallen.
Was ist mit dem Koch, unterbricht Nadja. Wär der nicht was…
Der Koch? Heidi sieht mich entgeistert an. Wir werden nie erfahren, was ihr auf dem Klo eingefallen ist.
Der hat so große Hände, sinniert Nadja. Habt ihr die gesehen, diese Hände?
Ich habe in Istanbul einen Tampon geboren! sagt Nadja. Der Faden war reingerutscht, Gunnar hat eine kleine Operation gemacht, ihn aber nicht heraus bekommen, und ich, ich habe ihn dann geboren.
Wie hieß er?, frage ich.
Doch Nadja ist nicht bei der Sache oder weiß es nicht mehr.
Wieso hat sie einen Tampon geboren, ich denke, sie hat Kinder?, frage ich erst mich und dann, an Nadjas Gesicht vorbei, Heidi.
Ich muss gucken, ob Klemens sich endlich gemeldet hat, erwidert Heidi und starrt abwesend aufs Display. Da! schreit sie, er antwortet!
Wir lauschen gespannt, während Heidi ihr Smartphone bearbeitet.
Es ist aber nicht Klemens. Es ist Max, Heidis Sohn. Er hat eine SMS geschrieben und an dem Gespräch mit seiner Mutter gar kein Interesse.
Ob Nadjas Kinder wissen, dass ein Tampon ihr Bruder ist?