Drei Frauen in einer Kneipe

Donnerstag. Fast hätte ich gerade eine riesengroße Dummeheit gemacht. Nur aus Zufall ist nichts daraus geworden. Frustriert wandere ich um den Block, überlege, welche Schlüsse ich jetzt daraus zu ziehen habe, komme zu dem Ergebnis, dass es natürlich besser so ist, dass es nicht geklappt hat mit meiner Riesendummheit, laufe durch die Dunkelheit an einer neuen Kneipe vorbei – Meze heißt sie, helles Interieur, freundliches Licht – als eine Frau von innen gegen die Scheibe klopft und mir zuwinkt. Auch ihre Tischnachbarin winkt jetzt, beide grinsen und wedeln heftig durch das Fenster, springen von ihren Stühlen auf, machen Zeichen reinzukommen.
Zweifel ausgeschlossen, die meinen mich.
Heidi und Nadja, beim Näherkommen erkenne ich sie. Heidi kenne ich von einer Lesung im Boulanger, Nadja irgendwie nur vom Sehen. Mannomann, bin ich froh! Quatschen, was trinken – genau das, was ich gerade brauche, wie verrückt winke ich zurück und stürme auf den Eingang zu, manchmal erhört der liebe Gott alle meine Gebete auf einmal.
Und was darf ich bringen, fragt die griechische Wirtin, kaum sitze ich am Tisch.
In Sicherheit.
Ouzo, sage ich. Nur Ouzo.
Keins von den üblichen Gläschen bringt die Wirtin. Sondern eine kleine Flasche. Fasst mindestens drei Gläschen.
Wir teilen Ouzo und Kerninfos aus. Wir sind alle drei bedürftig. Die Griechin bringt kulinarische Grüße aus der Küche herbei, setzt sich zu uns, will wissen, wie uns der Aprikosenkuchen schmeckt, den habe die Köchin sich ausgedacht, sie erklärt uns ihr Konzept, keine Speisekarten, sagt sie, nur die großen Tafeln an der Wand, sie redet von griechischen Mamas und Omas und davon, dass sie einen Krippenplatz brauche, während wir die zweite Flasche knacken.

Später am Abend dann Nadjas Monolog:
„Schweigend sind wir gewandert, ein ganzes Wochenende lang durch den Wald, in die Herberge, die so eine romantische Hütte war, Hand in Hand, bloß gewandert.
Und dann, am Ende, was glaubt ihr, was er da gesagt hat? Na, was meint ihr? Was hat der Gunnar gesagt?
Duuhu, Nadjaaa, ich fands totaaal schöööön mir dir.
Ja, genau so! Da hätte ich kotzen können. Ich wollte gefickt werden. Und der redet mit mir wie – wie so ein zu großes Kind. Ich hab aber schon vier Kinder. Also, ich werde jetzt besoffen. Mich stört Glatze nicht mehr. Früher – ja, da schon, so ändern sich die Dinge. Frauen, ich bin bereit. Wenn ihr einen kennt… Ich! Will! Einfach! Nur Sex!
Puh, diese Ouzos! Gib mir mal noch einen. Mir ist was ganz wichtig, ist mir vorhin auf dem Klo eingefallen: Was ist mit dem Koch? Nun, er wird nicht viel sagen, okay! Aber er hat so große Hände. Habt ihr die gesehen, diese Hände? Nicht? Der ist doch erst vor einer halben Stunde hier durchgelaufen! Frauen, wo habt ihr eure Augen?
Ich habe in Istanbul einen Tampon geboren. Der Faden war reingerutscht, Gunnar hat eine kleine OP gemacht, ihn aber nicht rausgekriegt. Ich habe ihn dann geboren.
Das könnt ihr beide euch jetzt nicht vorstellen, oder?
Es war aber genau so, wie ich es sage: In Istanbul, da habe ich einen Tampon geboren.
Augenblick, ich muss gucken, ob der Gunnar sich gemeldet hat. Der hat den ganzen Nachmittag mit den Kindern Ostereier gefärbt. Und Marmelade gekocht. So einer ist das nämlich. Wie findet ihr das? Marmelade kochen statt ficken.“