Adressat unbekannt

Freitag. Adressat unbekannt ist ein schmaler Briefroman von Kressmann Taylor, der auf kürzestem Weg die Mechanismen von Antisemitismus, bzw. von Entfremdung, Diktatur und Hörigkeit darlegt.

Der fiktive Briefwechsel zwischen den wirtschaftlich sehr erfolgreichen Geschäftspartnern eines Kunstgalerie in San Francisco, dem Deutschen Martin Schulse und dem amerikanischen Juden Max Eisenstein, während der wenigen Monate von Hitlers Machtergreifung zeichnet die Entwicklung einer sehr engen Männerfreundschaft bis zu ihrem unausweichlichem Ende mit allen Konsequenzen nach.

Adressat unbekannt wurde 1938 als Fortsetzungsroman der New Yorker Zeitschrift Story veröffentlicht. Unbegreiflich, dass er dann über sechzig Jahre in Vergessenheit geriet, bevor er 2000 bei Hoffmann & Campe auf Deutsch erschien und zum 75-jährigen Jubiläum im Jahr 2012 noch einmal in einer Neuausgabe.

«Selten ist so viel in solcher Dichte ausgedrückt worden», heißt es in einer Rezension.

Die Journalistin und Werbetexterin Kathrine Taylor verwendete das Pseudonym Kressmann Taylor, da ihr Verleger meinte, ein politischer Text von einer Frau würde nicht ernst genommen.