Alleinleben

Dienstag. Lieber Peer, ich hätte da mal eine Frage: Wie kommst Du mit dem Alleinleben klar?

Peer: “Hab mich in den letzten zwei Monaten viel zuviel mit anderen Leuten beschäftigt. Jetzt möchte und muss ich mehr allein sein. Ich hänge auch nicht den ganzen Tag im Internet rum, ob andere mich zur Kenntnis nehmen oder nicht. Ich suche nicht. Meine Zufriedenheit kommt daher, dass ich mal wieder einen guten Satz schreibe und mich daran freue. Das Romankapitel, an dem ich gerade arbeite, ist ein schwieriges Kapitel. Es handelt von einem, der ein starkes Selbstwertgefühl hat und der schon sehr alt ist, beides ist für mich schwer vorstellbar. Wenn mir das gelingt, dann bin ich glücklich.

Es tut mir überwiegend gut, allein zu sein. Weil ich von Menschen immer sehr schnell enttäuscht bin. Sie reden so viel von Werten und haben gar keine. Ich kenne einen Musiker, der regt sich immerzu über irgendwelche gesellschaftlichen Entwicklungen auf, zum Beispiel die Geldgeilheit, und merkt gar nicht, dass er selbst auch nur aufs Geld aus ist. Der lebt von Hartz IV und redet ständig davon, was er alles tut, damit er jeden Monat den gleichen Betrag überwiesen bekommt. Der bescheißt ohne Ende, um über die Runden zu kommen, und investiert unheimlich viel Kraft darein. Diese Fixiertheit geht mir am Arsch vor bei.

Ich komme mit sehr wenig Geld aus. Das ist für mich eine Tugend. So wie Treue. Ist auch megawichtig. Oder Ehrlichkeit. Na ja, das ist schon wieder ein anderes Thema.”