Beautyprogramm

Dienstag. Ich brauche ein paar Pflegeprodukte und gehe zum Müller. Eine Beautyexpertin mit so einer Grundgenervtheitsattitüde zeigt mir vier Tiegel und Tuben, schraubt sie trotz ihrer monstermäßigen Glitterplastiknägel mühelos auf, lässt mich daran schnuppern, derweil ihr Kompetenzblick mein Outfit scannt, und stellt sie schließlich in einer Reihe vor mir auf, um klarzustellen, was fällig ist.

Ich sage, ja, also das alles ist mir jetzt eigentlich zu teuer, die Nachtcreme, die bleibt erstmal da, die brauche ich sowieso nicht so oft.

Wieso nicht?, fragt sie streng, und ich erzähle ihr, dass ich mich abends ziemlich oft nicht mehr abschminke – Nachtarbeiterin und so – und das Make-up erst morgens mit dem Haarewaschen entferne.

Mit Shampoo?, fragt sie entgeistert, und ich: Na ja, alles in einem eben, und sie total angewidert: Sachen, gibts! Sowas hab ich ja noch nie gehört!

Noch nie? Ich überlege, warum ich ihr diesen Quatsch überhaupt erzähle, die Lady kommt von einem anderen Stern, die hält das abendliche Pflegeprogramm für die Achse des Guten. Geht die doch nichts an, wie oft ich und so weiter, und ich bin jetzt aber auch ein bisschen verunsichert: Schaffen das denn wirklich ALLE? Regelmäßig? Diese umfassende Prozedur mit Reinigung und Regenerationsmittelchen – bevor sie sich ins Bett fallen lassen? Bin ich die einzige, die, sagen wir, das nur in größeren Abständen hinkriegt?

Ich nehme dann erstmal gar nichts. Rechtzeitig fällt mir ein, dass L. mir kürzlich eine ganze Tüte voll Proben geschenkt hat. Gutes Kind!