Begegnung aus dem Nichts

Mittwoch. Eine K. Kaskeline hat sich bei mir gemeldet.

Sie hat meinen Artikel „Auschwitz ist überall“ auf der Freitag-Seite gelesen, in dem ich den jüdischen Zweig meiner Familie recherchiert habe, die Kaskelines und ihre zum Teil recht prominenten Künstler-Mitglieder.

In einem Kommentar zu meinem Artikel hat sie noch einige Ergänzungen hinzugefügt. U.a. behauptet sie, Friedrich Kaskeline sei auf dem jüdischen Friedhof in Weissensee begraben.

Das glaube ich aber nicht. Nach familieninternen Informationen ist er „abgeholt worden“ und später im KZ umgebracht. Nach Quellenlage sind Todesursache und -ort unbekannt. Sie schreibt selbst, es sei lediglich eine These (Hoffnung?) ihrer Familie; man habe seinen Namen auch bisher auf keinem der Grabsteine gefunden.

Ihr Großvater (Wolfgang Kaskeline) und meine Großmutter (Olga von Alt-Stutterheim) waren Geschwister. Damit sind wir Cousinen zweiten Grades. Sie schreibt sehr lustig, assoziativ und sprunghaft, großzügig gegenüber Grammatik und Orthographie, manchmal lässt sie Worte weg, und sie stellt skurrile Behauptungen auf.

Sie malt, wie alle Kaskelines. Auf ihrer Facebookseite kann man die Gemälde anschauen, an denen sie gerade arbeitet. Spannend sehen sie aus, luftig zart wie hinter einem Nebel. Manche sind auch grausam.

Ich bin neugierig, wer sie ist. Sie lebt in Berlin. Kinderlos, ledig, mit einem Meerschwein, wie sie schreibt. Sie schreibt auch, sie sei närrisch…