Belem und Erich Maria Remarque

Das Abendessen findet heute auf dem Balkon statt: Frische, noch warme Brötchen, Käse, Wurst, Schinken und Weintrauben, dazu ein portugiesischer Sekt, alles aus dem Supermarkt. PMs iPhone spielt Pink Floyd, die Wellen schlagen schaumweiß am Ufer des Tejo auf, Autos flitzen über die Uferstraße, ein Fastnochvollmond beleuchtet hinter der Palmengruppe den nachtschwarzen Park, und dann Daisy Door: Du lebst in deiner Welt.

Hilfe, hab ich das lange nicht gehört! PM hat den Titel gespeichert. Ich wüsste niemanden sonst, der ihn noch kennt. Vor gefühlten hundert Jahren war das der Titelsong einer Kommissar-Folge und hat mich damals so angefixt, dass ich mir die Single sofort am nächsten Tag gekauft habe – im einzigen Plattengschäft von Kamen.

Riddim No 1 von Seeed ist auch ein wunderbares Lied. PM bewegt die Schultern im Takt, sein Gesicht ist braungebrannt und schimmert im sanften Licht der Balkonleuchte, er zwirbelt den Draht der Sektflasche auf – wie haben im Supermarkt die Sorte von unserem Lieblingsrestaurant gefunden – und schenkt die Gläser voll.

Ein Nachmittag in Belem liegt hinter uns: Das imposante, ein bisschen an Naziarchitektur erinnernde Kulturzentrum mit der modernen Sammlung von 1900 bis zur Gegenwart. Der Torre de Belem, der aber schon geschlossen hatte, so dass wir nicht rein und vor allem nicht rauf, auf die Aussichtsplattform, kamen. Ein längerer Spaziergang am Tejo, der uns veranlasste zu überlegen, wo genau der Held aus Remarques Eine Nacht in Lissabon wohl auf das Schiff nach Amerika gewartet haben könnte. Der Hafen von Lissabon zieht sich allerdings von Alkantara bis nach Santos, und so weit sind wir zu Fuß nicht gekommen.