Donnerstag. So eine richtig fette Grippe ist geeignet, einen fertig zu machen. Die zweite seit Weihnachten. Angina und Schmerzen in Kopf und Gelenken und irgendwie überall. Bin zu nichts in der Lage außer rumzuhängen, zu frieren und mich SCHWACH zu fühlen – Hilfe! Schade um die vorbeifließenden Tage! Allerlei Melancholisches und Blitzlichter aus der Schatzkiste der Vergangenheit, die in der Fieberhitze hochschnellen, und du kannst sie dir nicht mal zunutze machen. Nur schnaufen, rotzen und stöhnen. Sachichjetzma.
Immerhin habe ich den Stapel der ungelesenen Bücher angefangen abzuarbeiten. Und dabei John Fante entdeckt. Was ist das für ein wunderbares Buch: „1933 war ein schlimmes Jahr“. So eine unverschwurbelte, ehrliche Sprache, wie man sie auch von Natalia Ginzburg kennt. Diese Leute können über gewaltige Dinge sparsam erzählen. Der Gewalt tut das keinen Abbruch, im Gegenteil. Keine Metaphernknäuele wie bei Jonathan Franzen, kein Faktengeprotze wie auch bei Franzen, keine Dauerironie, keine gequälten Neologismen – nur das Notwendige. Das Reine. Wie wohltuend. Hab mir sofort alles andere von Fante bestellt. Nicht bei Amazon, klaro, sondern im heimisches Buchhandel. Wird morgen gebracht!
„1933 war ein schlimmes Jahr“ wurde posthum veröffentlicht. Eines der vielen Roman-Manuskripte, die aus rätselhaften Gründen – geht in euch, Lektoren! – abgelehnt wurden. Fante durfte seinen schriftstellerischen Ruhm nicht mehr erleben, wie auch nicht die Veröffentlichung seines letzten Romans, den er, schon erblindet, seiner Frau diktierte, wie auch nicht die Neuauflage seines Gesamtwerkes 1983 bei Black Sparrow Press. Nur wenige Monate vorher ist er gestorben.
Das ist traurig.
Fante sagte über sein Schreiben: „Wer zur Beichte geht, muss alles sagen!“
Yes!