Mittwoch. Warum hört man von der EU und deutschen Politikern immer nur Kampf gegen Schleuserbanden und nicht: Wege suchen, Kriege so schnell wir möglich zu beenden? Warum schlagen die EU oder die deutsche Regierung oder die UNO keine Friedenskonferenzen zur Beendigung der Kriege vor? Will man die Kriege so weiterlaufen lassen, bis der ganze Nahe Osten und Nordafrika zerstört sind?
Ja, wahrscheinlich. Weil Kriege zweckgelenkt sind und bestimmte Interessen befriedigen. Und diese Interessen heißen ganz bestimmt nicht Regimewandel zur Demokratie.
Die wachsende Sach-Intelligenz vermag die triebhafte, insbesondere die aggressive Reizbarkeit der Menschen nicht zu mildern, analysiert es Freud. Ihre permanente Aggressionsbereitschaft gegen ihresgleichen bleibt unberührt vom Stand der Technik. Von dieser andauernden, oft konvulsiv gesteigerten Aggressionsneigung überzeugen wir uns ebenso unwiderleglich wie vom Wachstum der technischen Zivilisation.
“Die Unbeirrbarkeit, mit der das Triebziel festgehalten wird, während mit Naivität intermediäre libidinöse Befriedigungen genossen werden (etwa Beförderungen, Orden, Freude an der militärischen Ordnung etc.) – die Genüsse der Friedenszeit sozusagen -, zeugt von einer hohen Zielstrebigkeit; das Ziel ist die aggressive Entladung. Während dieser oft langen Vorbereitungszeit wird die Zerstörungsleidenschaft immer wieder totgesagt. Ihre periodische Wiederkehr ist es, die eine anthropologische Fragestellung nach der Kultureignung des Menschen notwendig macht.”
(Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern, S. 88)