Schlafen im Theater

Sonntag. Die Ehe der Maria Braun im LTT beginnt mit einem tollen Bühnenbild: Schwarz-weiß-Aufnahmen von einer Hochzeit in der Stiftskirche im Stil der Vierziger flimmern über die Leinwand, bis diese plötzlich unter Kanonendonnergetöse in sich zusammenfällt: Nachkriegstrümmersteine, die während des ganzen Stücks auf der Bühne liegen bleiben und, unterschiedlich zusammengesetzt, mal eine Wohnung, mal ein Büro, mal ein Gefängnis ergeben.
Dann wird es langweilig, und die ermüdenden Dialoge werfen die Frage auf, ob die uralte Handlung-Zeit-Ort-Einheit nicht doch eine sinnvolle Dramenvorgabe gewesen ist. Ständig große Zeiträume von Wochen, Monaten, gar Jahren durch Dialog zu überspringen, geht auf Kosten des Tiefgangs desselben. Zumal bestimmte Handlungsschritte komplett an einem vorbeigegangen wären, würde man sich nicht dunkel an den auch schon ziemlich alten Fassbinderfilm erinnern, und da stellt sich dann irgendwann die nächste Frage, was uns jene eins zu eins nachgespielte Frauenbiografie heute eigentlich noch zu sagen hat?
Wenig bis nichts, und Film ist eben nicht Theater und am lustigsten war der überraschte Blick einer Schauspielerin angesichts der lauten Bravo-Rufe, die ein Zuschauer, warum auch immer, sich beim Schlussapplaus einfallen ließ und damit die übrigen Zuschauer – es waren nicht so viele – aus ihrem Dämmerschlaf riss.

Der beste Satz des Abends: “Den Unglücklichen erscheinen die Glücklichen immer ein wenig unanständig.”

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Und ich gehe jetzt erstmal zum Lieb Brötchen holen für uns vier. PM schläft noch und Dario kommt gerade in die Gänge und Susanne kommt auch vorbei und für mich geht’s danach weiter mit Korrigieren ….