Sonntag. Der IC 1915 von Berlin nach Tübingen ist heute fast pünktlich, besteht nur aus 1. Klasse-Wagen und ist komplett leer.
Erstaunlich, wo doch die Ferien vorbei sind und gerade heute die Massen zu erwarten wären. Ist auch nur ein Ersatzzug, wie sich schnell herausstellt, als ich in Remagen einsteige und vergeblich nach der 2. Klasse suche: Der richtige Zug ist unterwegs irgendwo bei Hannover stecken geblieben, wo er vielleicht jetzt noch steht. Da hab ich aber mal so richtig Schwein gehabt, und großartig hätte ich arbeiten können an dem aufklappbaren Tisch meines komfortabel bemessenen Vierersitzes, wenn sich in Koblenz nicht so ein Trottel direkt neben mich gesetzt hätte – ich darf doch? -, und seine Sachen ausgepackt und meine Sachen beiseite geschoben und so launig gezwinkert und angefangen hätte mich vollzulabern und die Lage zu kommentieren.
Frustriert schaue ich auf den vorbeiziehenden Rhein, versuche sein Gequatsche zu ignorieren, seinem Blick auszuweichen.
Sehen Sie eigentlich nicht, dass der ganze Zug leer ist?, frage ich ihn, und er grinst bescheuert und sagt: Doch.