Fondue und Bowle

Montag, B.N. Silvester nur zu dritt, weil Jacek plötzlich (oder auch nicht so plötzlich) schwer erkrankt ist und sechs Tage auf der Intensivstation gelegen hat und vorgestern, als wir ihn und Anne in Hennef besuchen, so zart und zerbrechlich aussieht, wo er doch eigentlich ein Schrank ist, dass du einen Schrecken bekommst und sofort klar ist, dass da an gemeinsames Feiern, Feiern überhaupt, nicht zu denken ist.

Sabine für zwei Tage aus Erfurt angereist. Bei Fondue und Bowle bis drei Uhr morgens gequatscht über alte und ganz alte Zeiten. Kein leeres Abwarten auf den Jahreswechsel, sondern die Fülle von drei Leben, manchmal kaum auszuhalten. Wir sind eine verletzte Generation, unzimperlich bis zur Schmerzgrenze. Und wenn du in ganz seltenen Momenten am Siedepunkt dran bist, an den Geschichten und Zumutungen, die du gar nie erzählst, weil du sie so tief in deinem Innersten vergraben hast, dass du in ihrem Zusammenhang nur immer beteuerst, wie abgelegt und super kompensiert das alles ist und wie easy handlebar mit den Jahren, und deine Augen aber das Gegenteil sagen, unsere Augen, weil die Geschichten in uns drin sind und genau das aus uns gemacht haben, was wir sind (und was in seiner Schwere ja auch seinen Reiz hat, um nicht zu sagen, seinen kreativen Nutzen), dann fragt man sich, ob die Generation unserer Eltern, egal ob Ost oder West, eigentlich noch ganz dicht war.