Freie Fahrt …

Montag. Der christsoziale Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist wirklich bescheuert genug zu behaupten, die Überlegungen zur Einführung des Tempolimits seien ein Beispiel für „alte, abgelehnte und unrealistische Forderungen“ und ein Vorstoß „gegen jeden Menschenverstand“.

Sein Schweizer Amtskollege Moritz Leuenberger kann darüber nur fassungslos den Kopf schütteln. Leuenberger fühlt sich in seiner Funktion als Herr über die Straßen dem 5. Gebot verpflichtet: Du sollst nicht töten. Und so entwickelte er das Konzept „Via sicura“, mit dem es ihm während der letzten zehn Jahre gelang, die Zahl der Unfalltoten in der Schweiz von jährlich 600 auf 100 im ersten Halbjahr 2018 zu reduzieren: Durch Tempolimit, Senkung der Promillegrenze, verstärkte Planken entlang der Autobahnen, Kreisel statt Kreuzungen und mehr Fortbildungen für Fahranfänger und Senioren über 75.

Während die Raserei in Deutschland noch immer als Kavaliersdelikt gilt, ist sie in der Schweiz eine gesellschaftlich geächtete Straftat geworden – Bleifuß ade!

Wie hat der Leuenberger das geschafft?

Vor allem wollte er mit seinem Konzept keiner Lobby hörig sein. Um Maßnahmen zu entwickeln, hat er sich einfach mal von seinem Menschenverstand leiten lassen, auf den er sich, im Gegensatz zu Scheuer, offenbar verlassen kann. Die Straßen der Schweiz zählen inzwischen zu den sichersten der Welt. Wow!

Scheuer, du gegelter Cheflobbyist der Autoindustrie, du Weichei in Sachen Fakten auf den Tisch!, ich möchte auch weniger Verkehrstote, ich möchte auch sicherere Straßen und weniger Stress auf der Autobahn. Und vor allem möchte ich Minister haben, die den Geldscheinwedlern die rote Kelle zeigen, anstatt sie durchzuwinken.

Wirklich: Eine verdammt alte, abgelehnte und unrealistische Forderung …