Mittwoch, B.N. Och Mensch, Alice,
musste das jetzt auch noch sein? Erst arbeiteste mit der BILD zusammen, und jetzt outeste dich als Steuerhinterzieherin. Manno, was soll das denn?
Weißte nicht mehr, waste uns mal beigebracht hast? Das Private ist politisch! Den alten Sponti-Spruch haste Dir auf die Feminismusfahne geschrieben und hast ihn zum berühmtesten Slogan der Frauenbewegung gemacht.
Ich war voll davon inspiriert, verstehste das? Der Satz hat mich regelrecht angefixt – politisch, privat und auch beruflich in der schreibenden Auseinandersetzung mit mir und meiner Umwelt, wenn ich das jetzt mal so hochtrabend formulieren darf. Alles ging auf einmal jeden was an. Die Privatsphäre war aufgehoben, weil jeder, so unsere Idee, davon profitieren würde. Das war unser politisches Konzept, nach dem wir Demos machten, Prostitution bekämpften und Schwangerschaft, Schlankheitswahn, Menstruation und Menopause als öffentliche Themen diskutierten. Wir haben revolutionäres Gedankengut in Umlauf gebracht. Und du – mit deinen Büchern – warst unsre Ideengeberin.
Mit dir, Alice, fing meine frühe Politisierung an, indem du uns deine aus Frankreich importierten Wertvorstellungen nahe gebracht hast. Ich sage nur: Sarte! Simone de Beauvoir! Wohnen im Hotel! Offene Beziehung! Weg mit der Bourgeoisie! OH FRAU, was hast du uns für Zeichen gesetzt. Ohne deine gesellschaftspolitischen Analysen hätte ich nichts begriffen!
Und jetzt versteckste privat Geld in irgendeiner Schweizer Bank und willst plötzlich gar nicht mehr öffentlich darüber reden.
Geht Steuerhinterziehung denn nicht jeden was an? So im Sinne von politisch? Ich mein ja nur …