Donnerstag, B.N. Die einzige Botschaft, die meine Mutter mir auf den Lebensweg mitgegeben hat, ist, dass das Leben an sich nichts taugt. Ihr eigenes Leben hat sie als Zumutung empfunden. Das Leben der Anderen auch; stellvertretend sozusagen, für die Anderen.
Das Einzige, was meine Geschwister und mich in Sachen Lebensführung verbindet, ist ein sensationeller Aktionismus. Wir lassen nur wenig aus, wir nutzen jede Sekunde. Wir haben Energie zum Abwinken. Wir sind sehr gründlich, jeder auf seinem Gebiet. Wir sind ultimativ kreativ. Wir kriegen den Kopf aus jeder Schlinge. Wir lassen uns nichts vormachen (die Jahrzehnte lange Rhetorik-Schulung einer vom Leben Enttäuschten). Wir sind der personifizierte Protest. Das Destruktive ist unser Feind. Das Konstruktive unsere Parole. Wir sind gerüstet. Wir haben vor kaum etwas Angst – jedenfalls nicht so, dass wir’s bleiben lassen. Wir rennen rein und machen, was gemacht werden muss. Wir schaffen viel. Manches geht auch gewaltig daneben. Aber wir fangen wieder von vorne an.
Als müssten wir uns immer noch beweisen, dass das Leben schön ist.
Ist es ja auch. Und manchmal sogar, ohne sich anzustrengen.