Heimat VI

Freitag. Heute Morgen ist mein erster Gedanke, ich muss jetzt mal runtergehen und PM die signierte Autobiographie von K.S. übergeben. Darauf freue ich mich nämlich schon die ganze Woche. Ich will aufstehen und realisiere, dass ich in Tübingen bin und nicht in B.N.

Wo ist meine Heimat? (Immer die gleiche Frage.)

Aber ich fahre ja tatsächlich nachher wieder los, und es wird ein aufregendes (und anstrengendes) Wochenende mit Sommerfest und vielen Leuten und viel Essen und Trinken und wer alles kommt und wer leider nicht kommen kann.

H. und K. auf jeden Fall nicht. Mit K. heute Nacht ein langes Telefongespräch gehabt, bin fast umgefallen vor Müdigkeit, weil es im Amt auch gerade hoch hergeht und ich eine Menge Ärger habe und nun in die Offensive gehe, … aber das ist eine andere Geschichte. H. hatte einen Rückfall, so sieht es aus (auch wenn K. es anders nennt). Das ist eine dieser never ending stories, manchmal wirklich bis zum bitteren Ende. Weil alle aus dem Umfeld mitlügen und es helfen nennen.

„Der Künstler muss wissen, auf welche Art er die anderen von der Wahrhaftigkeit seiner Lügen überzeugen kann – Pablo Picasso. Ich antwortete nicht darauf…“ … ist ein Zitat aus dem wunderbaren Roman Der Club von Takis Würger, mal endlich wieder ein Buch, das einen Drive hat, dass du es nicht mehr weglegen kannst. Einfach intelligent geschrieben.

Dagegen Auerhaus von Bov Bjerg fand ich ziemlich langweilig. Vielleicht, weil ich direkt davor den großartigen, schon älteren Herrndorf In Plüschgewittern gelesen hatte. Wer Jugendsprache simuliert, statt sie zu leben, bewegt sich auf dünnem Eis, das hat mit dem realen Alter des Autors gar nichts zu tun.

Der Club hat Vibes, die sind echt. Prall voll mit Leben, Lust, Leidenschaft …