Dienstag. Yanis Varoufakis zeigt uns gerade was: Wie man mit den Medien umgeht. Gespräche zeichnet er einfach mal auf, damit die Presse ihm hinterher nicht ein X für ein U vormacht. Aus schlechter Erfahrung ist er klug, oder besser: kreativ geworden. Hey, lass dir was einfallen!, ist seine Botschaft.
Er warnt vor den Medien und den europäischen Politikern und ihrem Verhältnis zur Wahrheit: „Die Medien verbreiteten Unwahrheiten über das Treffen in Riga, darüber, was ich gesagt haben soll.“ Er wehrt sich gegen die geschlossene Mauer der Desinformation gegenüber der Bevölkerung durch ‚angesehene Journalisten‘ und ‚ehrwürdige Nachrichtenmedien‘.
Auf seiner Internetseite informiert und kommentiert der griechische Wirtschaftsminister regelmäßig über politische und wirtschaftliche Hintergründe.
Was er in diesem Artikel anspricht, bestätigt einmal mehr die Gefahr, die von verlogenen Medien und den zutiefst demokratiegefährdenden Entscheidungen der EU ausgehen.
Leseauszug (Übersetzung von Wolfgang Lieberknecht über Facebook):
„Selbstverständlich war NICHTS von den Anschuldigungen (der Medien) auch nur im entferntesten wahr.
Während des Eurogruppentreffens, das mit Meinungsverschiedenheiten endete, fingen die Medien an, Nachrichten aus dem Verhandlungsraum ‚durchsickern‘ zu lassen und der Welt eine grotesk falsche Sicht dessen zu präsentieren, was drinnen gesagt wurde. Hoch angesehene Journalisten und ‚ehrenwerte Nachrichtenmedie‘ berichteten Lügen und Unterstellungen sowohl über das, was meine Kollegen angeblich zu mir sagten, als auch über meine angeblichen Erwiderungen und meine Darstellung der griechischen Position. …
Die Tage und Wochen, die folgten, wurden dominiert von unwahren Berichten, von denen fast jeder (trotz meiner ständigen, zurückhaltenden Dementis) annahm, dass es sich dabei um korrekte Berichte handelte. …
Dann kam die New York Times mit einem Artikel, der die mögliche Existenz einer Tonbandaufnahme von diesem Eurogruppentreffen andeutete. Plötzlich änderten all die Journalisten und Nachrichtenmedien, die all die Lügen und Unterstellungen verbreitet hatten, den Kurs über die Berichterstattung des Treffens vom 24. April.
An meine europäischen Mitbürger:
Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir etwas skeptischer in Bezug auf den Journalismus werden, auf den wir uns als Bürger verlassen. Und, vielleicht, sollten wir einmal die europäischen Institutionen hinterfragen, in denen Entscheidungen – im Namen der europäischen Bürgerschaft – von so monumentaler Bedeutung getroffen werden, für die man sich weder Zeit nimmt noch sie veröffentlicht.
Geheimhaltung und eine leichtgläubige Presse verheißen nichts Gutes für die europäische Demokratie.“
Danke, Varou!