Freitag, Italien. Klar, dass die vom Hotel nichts wissen. Zum Glück finden wir es dann doch noch: Il centro – die Straße immer weiter hinauf und von unten nicht zu erkennen, liegt das kleine Städtchen Portese in der Hügellandschaft der Valtenesi. Mit einem Laden, nach dem wir an der Rezeption gefragt hatten („Nein, gibt es hier nicht!“) und in dem wir uns erstmal mit Getränken aller Art eindecken. Mit der verblüffend großen, wunderschönen Chiesa Parrocchiale di Portese aus dem 16. Jh. Mit einem verfallenen Kastell, in dem am Abend ein Dorffest stattzufinden scheint. Mit verwinkelten Gassen, uralten Treppen, Holztoren und von duftendem Jasmin überwucherten Mauern. Mit einer kleinen Bar, wo wir uns niederlassen und der Campari und der Cappuccino so göttlich auf unsere matten Körper und Seelen wirken, dass wir wenig Lust verspüren, wieder hinabzusteigen. In Portese treffen wir auf keinen einzigen Touristen, eine bemerkenswerte Erfahrung, wenn du tags zuvor in Malcesine gewesen bist, wo vor lauter Menschen das markante Mauerwerk kaum auszumachen ist. Dafür treffen wir in Portese eine Kellnerin von heute Morgen und den „Staff“ – wahrscheinlich arbeitet die halbe Stadt für das Hotel.
Im verlassenen Hotelgarten schauen wir dem Mond beim Verschwinden hinter den Pinien zu. Wir haben Limoncello und Grappa und Spumante und Aqua Frizzante und Cola Zero dabei, PM und J. philosophieren über Gerechtigkeitsmodelle, über Apps, über Pink Floyd, über Fredi Fesl, über die Pflege des heimischen Oleanders, über Erfurt und die Traurigkeit von Orten, die man verlassen hat. J. bricht rigoros Gespräche ab, die ihm wehtun. Über Erfurt, zum Beispiel. Während PM in Oden an Eisenach schwelgt (die Wiege der menschlichen Kultur, vielleicht sogar der Menschheit an sich: „Gegen das Eisenacher Mattla-Brötchen sind italienische Brötchen eine Luftnummer!“) Ich beschließe, A. morgen auszufragen, besonders das Abgebrochene macht mich neugierig.
Der Garten gehört uns, der Mond gehört uns und der sternenbesprenkelte Himmel auch. J. ist nicht ganz gesund und wird es auch nicht mehr, aber er hält sich, wie man so sagt, und wir haben alle unsere Pläne.