Sonntag, B.N. Inzwischen wissen wir, dass die Täter in Köln überwiegend Asylbewerber aus dem Nahen Osten waren.
Inzwischen wissen wir, dass es Absprachen unter den ungefähr 1000 Täter- und Nichthelfer-Männern gegeben haben muss, wahrscheinlich auch unter den Tätern der anderen Städte, wo sich in der Silvesternacht gleiche Szenen abgespielt haben – Stuttgart, Hamburg etc.
Inzwischen wissen wir, dass die Kölner Polizei Hinweise auf die Herkunftsländer der Täter absichtlich verschwiegen hat aus Angst vor Generalverdacht und vor Informationsmissbrauch vom rechten Rand.
Inzwischen wissen wir, dass aus den gleichen Gründen die Öffentlich-Rechtlichen sich vor der zeitnahen Berichterstattung über die Kölner Übergriffe gedrückt haben.
Inzwischen wissen wir, dass über 300, nein, seit heute 561 Anzeigen von angegriffenen Frauen bei der Kölner Polizei eingegangen sind.
Inzwischen wissen wir, dass es ganz ähnliche Formen von Übergriffen gegen Frauen in Tunesien oder Libyen oder Ägypten (Kairo, Tahir-Platz) gibt, wo die sogenannte „Rape Culture“ weit verbreitet ist.
Inzwischen wissen wir, dass in patriarchalen Kulturen Frauen täglich erhebliche sexuelle und körperliche Gewalt erleben, ob verschleiert oder unverschleiert. (Von einem „sozialen Krebs“ spricht eine Studie des „Ägyptischen Zentrums für Frauenrechte“, nach der 83 Prozent der ägyptischen Frauen sexuelle Gewalt erleben, 46 Prozent sogar täglich.
Inzwischen wissen wir, dass es egal ist, ob weiße oder „nordafrikanisch aussehende“ Männer Frauen bedrängen und vergewaltigen; daran hat auch wirklich niemand gezweifelt.
Inzwischen wissen wir, dass Menschengruppen im Sinne eines positiven Vorurteils generell gegenüber jeglicher, auch rational begründbarer und gerechtfertigter (legitimer) Kritik zu immunisieren und pauschal unter Denkmalschutz zu stellen, auch eine Form von Rassismus darstellt.
Inzwischen sage ich, was ich weiß. Das bin ich mir als linker Feministin der frühen Stunde schuldig. „Nein sagen ohne Begründung“, war eines unserer Leitthemen. Oder: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ (Ingeborg Bachmann am17. März 1959)
*