Montag. Dem Positionspapier von TERRE DES FEMMES zum Kopftuchverbot in staatlichen Einrichtungen (s.u.) von 2006 ist nichts hinzuzufügen.
Das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Aufhebung des Verbotes halte ich für ein Fehlurteil. Das Argument, die muslimischen Frauen trügen das Kopftuch freiwillig, ist m.E. irrelevant. Vielleicht gibt es tatsächlich Frauen, die das Unterdrückungssymbol aus freien Stücken tragen, so wie es ja immer wieder Beispiele von Unterdrückten gibt, die ihre eigene Unterdrückung akzeptieren. Die Geschichte ist voll davon. Wer seine Unterdrückung hinnimmt, geht kurzfristig vielleicht den leichteren Weg, gibt langfristig aber die Verantwortung an den Unterdrücker ab.
Wer hinnimmt, dass die Hälfte der Menschen einer Gesellschaft sich verhüllen und zudecken muss, um die andere Hälfte sexuell nicht zu erregen, gibt kein gutes Beispiel für eine selbstverantwortete, selbstbestimmte Lebensführung. Als Lehrerin oder Erzieherin meiner Meinung nach unakzeptabel. Und mit meiner Vorstellung von weiblicher Selbstbestimmung nicht vereinbar.
30.10.2006: Positionspapier zum Kopftuch von TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V.:
TERRE DES FEMMES fordert, dass Frauen im Staatsdienst in Ausübung ihres Amtes kein Kopftuch tragen dürfen. An Orten der staatlichen Erziehung (Kindergärten, Schulen, Hochschulen) gilt das Kopftuchverbot auch für Mädchen, Schülerinnen und Studentinnen.
Für TERRE DES FEMMES ist das Kopftuch Symbol einer patriarchalisch fundierten Geschlechterhierarchie, d.h. der Vormundschaft des Mannes über die Frau. Diese wird sowohl von Männern als auch von Frauen aufrechterhalten.
Damit ist das Kopftuch für TERRE DES FEMMES kein religiöses Symbol, wohl wissend, dass es u.a. auch aus persönlicher, religiös begründeter Motivation getragen wird.
Die Besetzung öffentlicher Ämter mit kopftuchtragenden Frauen widerspricht dem Neutralitätsgebot des Staates. Darüber hinaus haben Lehrerinnen und Erzieherinnen eine Vorbildfunktion für alle Mädchen und Jungen.
TERRE DES FEMMES ist sich durchaus bewusst, dass die Forderung nach einem Kopftuchverbot für Schülerinnen und Studentinnen mit dem Grundrecht der Religionsfreiheit kollidiert. Dennoch halten wir die Forderungen für wichtig, sowohl aus den bereits genannten als auch den folgenden Gründen:
TERRE DES FEMMES beobachtet, dass sozialer Druck besteht, das Kopftuch zu tragen, um damit u.a. die so genannten ehrbaren von den nicht ehrbaren Frauen zu unterscheiden. Es bietet dennoch – wie oft behauptet – keinen Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Das Kopftuch ist nach Meinung von TERRE DES FEMMES nicht mit Werten wie Toleranz, Respekt und Gleichberechtigung vereinbar.