Mittwoch. Sie packt die Haussocken, die ich für L. gekauft habe, in eine rote Papiertüte, es ist eine besonders schöne Tüte, und als ich ihr das sage, nimmt sie die gleiche Tüte in etwas größer aus dem Regal und stellt die kleinere in die größere.
Die schenke ich Ihnen, sagt sie, und dass sie Freude an Verpackungen habe. Sie streichelt das Papier und fängt von ihren Katzen an zu erzählen, die sie Kätzle nennt, und es klingt, wie wenn andere Leute von ihren Kindern reden, und dann erzählt sie von Paris, wo sie einmal gelebt habe – meine beste Zeit – und ich sage: Jetzt verstehe ich!, weil es so viele französische Sachen in ihrem Laden gibt, Klamotten, Kosmetik und Porzellan, alles irgendwie nicht mehr so ganz à la mode, aber ihr Hauptding ist ja auch die berühmte und irgendwie zeitlose Lampe Berger.
Darüber hält sie einem gerne Vorträge, die sie mit kleinen Vorführungen untermalt, sodass man ganz benommen davon wird – von dem Aufschrauben des Flakons und dem Einsetzen des Dochtes mit ihren weißen, glatten Fingern und überhaupt den Düften und davon, wie sie das Anzünden zelebriert, und von ihrer Stimme, die warm und weicht ist wie die von Hannelore Elsner.
Sie reicht mir das Wechselgeld über den Tisch, dabei fällt ein Cent runter und rollt in die falsche Richtung. Sie sagt, der will wieder zu mir, und ich sage, behalten Sie ihn, der ist für heute Ihr Glückscent. Einen Moment zögert sie, denkt vielleicht an die Kasse und dass der Cent da nicht reingehört genaugenommen, dann lächelt sie und schiebt ihn schnell in die Tasche ihres Kleides (sie trägt ein schwarzes Etuikleid).
Tüte und Cent, nicht Tüte gegen Cent, sie lächelt immer noch und ich wahrscheinlich auch, wir wünschen uns gegenseitig das Allerbeste für den Tag und für das Leben, schnell zeigt sie mir, ich bin schon in der Tür, einen heruntergesetzten Mantel, den ich nicht brauche, und dabei kommt sie noch einmal auf ihr Hauptding, das für so ein angenehmes Raumklima sorge, indem es durch Aufspaltung giftiger Moleküle die Luft von Schadstoffen und Bakterien reinige und zugleich bedufte und eben den Tag so wohltuend abrunde, wo ich doch jetzt schon die Haussocken habe.
Ich sage, ich überleg’s mir, und glaub es in dem Moment fast selber, dass ich sie mir eines Tages doch noch kaufe, die Lampe Berger…