Sonntag. Max Mannheimer ist gestorben. Einer der wirklich allerletzten Holocaust-Überlebenden kann nun nicht mehr die Verbindung zwischen uns und unserer Nazi-Vergangenheit herstellen.
Was macht das mit uns? Wie halten wir das Vergessen auf, wenn die Zeugen fehlen?
Die eintätowierte Zahl 99 728 auf seinem linken Unterarm sei eine Telefonnummer, hat er seiner Enkelin erklärt. Die Familie habe er mit seiner Geschichte nicht so sehr belasten wollen.
Max Mannheimer, der mehrere KZs überlebt hat, war nicht nur Kaufmann, Buchautor und Maler. Seit 1990 war er der Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und seit 1995 Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees.
Wie wichtig die Arbeit dieser beiden Gremien ist, kann jeder beurteilen, der schon mal in der KZ-Gedenkstätte Dachau gewesen ist.
Die letzten Sätze aus Mannheimers Spätes Tagebuch lauten:
Wir sind wieder Menschen. Wir können in ein Krankenhaus gehen, ohne Angst zu haben. Wir sind frei.