Ein Haus oder eine Wohnung ist ein Ich mit vier Wänden, sagte Carolin Emcke im November letzten Jahres bei einem Vortrag in Tübingen.
Bin ich meine Wohnung? Ist meine Wohnung ich? Wenn ich nach Hause komme, sind da meistens meine beiden Mitbewohner oder wenigstens einer von ihnen. In der Regel freue ich mich darüber. Wir quatschen etwas und dann geht jeder seines Weges, sprich: in sein Zimmer.
Wenn ich mich mal nicht freue und schon weiß, dass ich mich nicht freue, gehe ich direkt in mein Arbeitszimmer und mache die Tür zu. Das ist ein Signal. Niemand würde es wagen, die Tür zu öffnen.
Meine Wohnung ist nicht hyper innovativ, aber modern. Ich habe sie zum Teil selbst entworfen. Manches würde ich heute anders machen. Das meiste ist richtig. Sie hat zwei Etagen. Manchmal, wenn ich die Treppe heraufkomme, drehe ich mich einmal um mich selbst und finde alles wunderschön. Manchmal betrachte ich mein Wohnzimmer in der Spiegeltür des alten Kirschbaumschrankes und wundere mich über den Verfremdungseffekt. Dann überlege ich mir, ob ich gerne in diese Wohnung einsteigen würde.
Ja, definitiv!
Das stelle ich mir manchmal vor: In fremde Wohnungen einsteigen, eine Weile drin wohnen, ein bisschen herumschnüffeln – zum Kennenlernen, nicht zum Abwerten -, ein bisschen umstellen, vielleicht, und dann wieder gehen.
Meine Wohnung ist trotz des coolen Zuschnitts gemütlich. Ich habe die Coolness mit Farbigkeit besiegt. Ich habe viel dafür getan, dass sie nach mir aussieht. Inzwischen gibt es Spuren von PM. Von meinen Kindern sowieso. Von meinen Mitbewohnern zwangsläufig.
Ich bin großzügiger geworden. Meine Wohnung ist ein Wir mir vier Wänden.