Montag, Diano Marina. Gestern steckten meine Sandalenfüsse im Schnee vom Gotthard-Pass, heute rauscht das Meer unter unserem Fenster.
PM hat ein neues, rotes Leinenhemd an und sieht noch attraktiver aus als sonst, Karin erzählt lustige Geschichten aus dem großen Berliner Kaufhaus, wo sie arbeitet, Hans träumt der einzig wahren Republik hinterher und freut sich auf einen Teller Calamaris am Abend.
Ligurische Luft kitzelt unsere Nasen. Auf den Liegestühlen steht Hotel Bellevue und das ist es ja auch: Links liegt Cervo im morgendlichen Dunst, geradeaus das Mittelmeer und rechts der kleine Jachthafen. Dahinter eine Landzunge und dahinter liegt Imperia, was man jedoch nicht sieht.
Das Meer ist bewegt und laut, der Himmel schwer. Der Oleander blüht noch nicht. Die Saison hat noch nicht richtig Fahrt aufgenommen, wir sind fast unter uns. Vielleicht fahren wir am Nachmittag nach Menton, vielleicht ins Landesinnere, dorthin, wo PM vor meiner Zeit oft war. Alles ist offen, alles scheint möglich. Wir sind enthoben, auf einer Zeitinsel, als Dauerzustand untauglich: jede Stunde für sich ein Miniparadies.