Wenn man die ersten dreißig, vierzig Seiten überwunden hat und großzügig über einige holprige Sätze und sprachlich logische Fehler hinweg sieht, die den Lesefluss tatsächlich irritieren, was aber höchstwahrscheinlich ein Übersetzungsproblem ist und auch zunehmend nachlässt, dann ist das Weiterlesen von Museum der Erinnerung von Anna Stothard ein Genuss und ein Gewinn.
Ich hatte schon Pink Hotel von dieser Autorin gelesen. Sie ist sehr jung, sehr talentiert und ihr Sujet sehr anders als das, was die zeitgenössische deutschsprachige Literatur gerade so aufarbeitet. Weit weg vom Genre des Eltern-, Generationen-, Dorf- und Regionalromans, geht es Stothard immer um die Narben und Makel einer beschädigten Kindheit. An dieser Hypothek arbeiten ihre Protagonistinnen sich ab, und soviel kann man sagen, sie haben zu tun! Erfreulicherweise verzichtet die Autorin komplett auf moralisierende Töne, auch wenn sie mit noch so harten Details aufwartet. Sie beschreibt verstehend, nicht wertend. Das ist es, was ich an Stothard so schätze.