Nachts telefonieren

Sonntag. Hallo Juliane! Wahnsinn! Bleib bitte dran. Ich komme gerade aus Berlin zurück. Ich bin sozusagen nackt. Einen Moment, ich ziehe mir was über.

Es raschelt, dann ist Friedrich wieder da:

Fabelhaft, oder wie du sagen würdest, farrrbelhaft war es! Meine vierundneunzigjährige Mutter ist in Brandenburg, genauer: in Müllrose, in einen Kahn gestiegen, hat abgelegt, ist rückwärts gerudert, dann vorwärts, und los ging’s. Mit vierundneunzig! Ich hab mir diese Gene ja leider kaputt gesoffen. Jaja, jetzt sagst du wieder, ich soll nicht alles pathologisieren. So, jetzt habe ich auch ein Hemd an. Was sagst du zur Wahl? Das ist doch der Wahnsinn. Die pendeln so um die absolute Mehrheit rum, die CDU, oder? Ja, die Angie, wer hätt’s gedacht. Weißt du noch, wie die damals im Schlepptau von Kohl angetrabt kam? Was gibt es noch Wichtiges? Ob die AfD wohl rein kommt?

Friedrich, weißt du, dass du der einzige Mensch bist, den ich noch nach Mitternacht anrufen kann und der nicht gleich denkt, es ist etwas Furchtbares passiert?