No problem

Donnerstag, Tel Aviv. Als wir in der Dämmerung aus Jaffa zurückkommen, PM und ich haben Geschenke für unsere Lieben eingekauft, laufen wir am Sir Charles Clore Park vorbei. Jeden Abend ist der ganze Park voller Familien, die zusammensitzen, essen, Musik hören und Spiele machen. Sie haben Tische und Stühle aufgebaut, die sie samt Grillzeugs in ihren Autos her transportieren, die Grills rauchen, das Fleisch und das Gemüse auf den Rosten duftet und die Stimmung ist so megaentspannt, dass man sich am liebsten sofort dazu setzen möchte.

Bloß wo? Arabische und israelische Familien sitzen getrennt voneinander, in friedlicher Koexistenz, wie auch die Communities bei uns in Deutschland eher nebeneinander als miteinander leben, das ist unter Umständen schon viel.

Wir essen in einer etwas abgewrackten Bude in der Ben Yehuda Streat Falafel, Kebab, Humus und Salat. Auf einmal kommt ein LKW rangefahren, fährt einen Kran aus, und ein Typ fängt da oben an, die Bäume zu beschneiden. Nachts um 23 Uhr, aber niemanden wundert’s und es stört auch keinen großen Geist, die Leute essen und trinken weiter, und ich glaube, nur wir fragen uns, wie der Typ es in der Dunkelheit fertigbringt, nicht ein Mal in das Stromkabel zu schneiden, das sich durch sämtliche Baumkronen zieht.

Zurück im Hotel, stehen alle Fahrstühle offen, keiner funktioniert. Die Leute stehen herum, manche laufen die Treppen zu Fuß hoch, und das tun dann auch wir, nachdem wir uns erkundigt haben, ob es sich um einen Alarm handelt. Von irgendwo ist nämlich Sirenengeheul zu hören, doch die Leute wirken nicht beunruhigt. No problem!, es sei nichts, wird uns bescheinigt. Als wir im sechsten Stockwerk ankommen, klingt die Sirene mit einem Schlag sehr nahe. Kinder schreien, niemand weiß Bescheid. Wir sehen aus dem Fenster, können jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken, die Sirene hört so plötzlich auf, wie sie angefangen hat, und wir sind dermaßen müde, dass wir uns hinlegen und auf der Stelle einschlafen.