[…] Die Ereignisse und Entwicklungen der letzten 100 Tage, die quälenden und widersprüchlichen, teilweise schier inflationären Medienberichte, Talkshows und propagandistischen Elaborate der Kriegsparteien und deren Gefolgschaften tragen bedauerlicherweise dazu bei, dass eigene Befindlichkeiten und Stimmungen eine wirkliche und bleibende Orientierung nur schwer zulassen.
Es wirkt streckenweise wie eine Zerreißprobe, die alles, was sich in den letzten 30 Jahren zu entwickeln schien, nicht nur infrage stellt, sondern komplett auf den Kopf stellt.
Die hin und her wogenden Diskussionen, wer an der Apokalypse des Krieges welche Schuldanteile trägt, wird für mich streckenweise unerträglich und absurd.
In dem Wirrwarr aus Fakten und Pseudo-Fakten […] scheint es mir streckenweise unmöglich, eine eigene Position, einen Blickwinkel zu entwickeln – von den affektiv gefärbten Zuständen, emotionalen Achterbahnfahrten und existenziell bedrängenden Gefühlen ganz zu schweigen.
Wenigstens habe ich in den letzten Tagen nicht mehr irgendwelche Politiker, gleich aus welchem Stall, davon schwafeln hören, dass wir keine Angst haben dürfen (!), fast befehlshaberisch …
Ja, verdammt nochmal, ich habe, genau wie sehr viele Menschen in diesem Europa nun auf einmal eine sehr nahe gehende Angst, träume vermehrt von eigenen Erfahrungen bei Militär, mobilisiere pseudologische Traumfragmente von Flucht- und Vertreibung der eigenen Familie 1945 und so weiter und so fort. …
Dr. med. G. R. Bergner, Psychiater