Samstag, B.N. An ihrem Sechser-Tisch in einer munteren Unterhaltung mit Senioren zwischen 72 und 94 Jahren, höre ich meine Mutter, die sich bis dahin nicht beteiligt hat, plötzlich sagen: Wenn Juliane kommt, ändert sich alles.
Ich falle fast vom Stuhl. Ihre Worte stehen leuchtend im Raum, sie muss sie wahrhaftig ausgesprochen haben. Meine Mutter lächelt vor sich hin. Die anderen gucken und nicken freundlich, fünf weiße, weise Häupter, und ich weiß, dass dieser Tag ein ganz besonderen Tag ist. Wir trinken Kaffee und essen Berliner. Der 94-Jährige hat bis vor kurzem in Grundschulen Bücher von Astrid Lindgren vorgelesen, nicht ohne sie vorher mindestens zweimal durchgelesen zu haben: Das muss man ja üben, wegen der Spannung. Die Vorleserunden im Heim taugen nichts, da sind sich alle einig und niemand meldet sich an, als die Vorlesefrau vorbei kommt und ihre Nachmittagsveranstaltung anpreist.
Die 72-jährige und der Vorleser sind ein Paar. Das passt. Das wird von den anderen genau beobachtet. Ist aber auch zu blöd, dass Männer hier so eine Mangelware sind.