Samstag, B.N. Was ich liebe: Auf die Location zuzulaufen – dieses Mal die Bonner Harmonie – und bereits auf der Straße von den Bässen eingefangen zu werden, die durch die Mauern in den sanften Frühlingsabend pumpen. Du weißt noch nicht, was dich erwartet, aber du weißt schon jetzt, dass es großartig wird, und in dem Moment blitzen die Straßenlaternen hinter dem Baumkronenblätterwerk auf.
Die nachtschwarzen, mit Plakaten und Künstlerfotos überzogenen Wände, die Kneipe in der Ecke, die Kasse, der Stempel auf den Handrücken: die Echoes spielen Pink Floyd. Wir kommen ein wenig zu spät, die Truppe ist schon voll bei der Sache, die Luft voll Erwartung, man steht eng, doch es gibt noch kleine Inseln, direkt vor der Theke zum Beispiel, ein Bier, ein Prosecco, und wieder die Bässe, die dir den Körper auseinandernehmen. Viel Keybord, ein erhabenes Saxophon, die Gitarre, die sich hochgilfzt, dass es dir das Gehirn umdreht, Schlagzeug eher verhalten.
Bin schon angekommen. Das ist eine ganz alte Geschichte: reinlaufen, sich vom Rhythmus mitnehmen lassen und abheben. Und dicht neben mir PM, seine Hand auf meiner Hüfte, das ist wichtig. Auf Rockkonzerten sollte man nicht alleine sein. Nicht nur Bekanntes spielen die. Aber auch. The Dark Side of the Moon, eine meiner ersten LPs (als Dreizehnjährige stundenlang auf dem harten Linoleum liegend, der Blick unbewegt auf die Decke mit ihren tausend imaginären Bildern oder direkt in die Kugelstehleuchte – mal sehen, wie lange du das aushältst, mal sehen, was das mit dir macht, und rein in die Melancholie). Grooviges wechselt mit eingängigen Melodien, Blues mit schnellem Schlag, Geräusche und Klangexperimente steigern sich langsam, ohne dass du es wahrnimmst, zu gewaltigen Soundcollagen.
Dann: Another Brick in the Wall. Aufbegehren, Aufstand, Befreiung. Das Publikum lässt sich bereitwillig mittragen, kaum einer, der nicht von Erinnerungen und einer Empathiewoge heimgesucht wird. Alles haben sie richtig gemacht, Roger Waters und die anderen, wenn vierzig Jahre später immer noch ihre Lieder gespielt werden, wenn tausend Augen aufmerksam die Bühne im Blick halten und die Stimmung heiß und sexy ist. Psychedelische Sound- und Lichteffekte buhlen um deine Sinne. Klangteppiche, Farbteppiche, Pink und Grün, Lila und grelles Weiß aus kreisenden Scheinwerfern, eine Videoprojektion in einer Art Bullauge, und dann PMs Arm, das ist beinahe zu viel.