Politikunterricht

Dienstag, Tel Aviv. Am Sonntag stehen Yad Vashem und der Shrine of The Book an.

Wir sagen es dem Taxifahrer, und er will wissen, warum.

Erst nachdem wir ihn aufgeklärt haben, dass wir die Jerusalemer Altstadt schon kennen, ist er einverstanden. Trotzdem fragt er uns die Sehenswürdigkeiten eine nach der andern ab. Er ist Jerusalemer, und was seine Stadt angeht, da versteht er keinen Spaß. Er erzählt uns, dass jeder und jede Israeli drei, bzw. zwei Jahre lang zum Militär müssen und danach jedes Jahr wieder für einen Monat.

Bei mir sind das 41 Jahre, sagt er und taxiert uns im Rückspiegel, um unsere Reaktion abzuchecken. Er klärt uns auf, dass Obama nichts für Israel getan, dafür ISIS den Weg geebnet habe, warum die Friedensverhandlungen mit Arafat gescheitet seien, welche bundesdeutschen Kanzler pro palästinensisch und welche proisraelisch gewesen seien und dass die Presse, egal in welchem Land, sich stets antiisraelisch äußere.

Seit es die Mauer in Israel gibt, sind die Terroranschläge vorbei, konstatiert er, und er wolle mal wissen, was die Deutschen machen würden, wenn täglich Kurzstreckenraketen rüberfliegen und in den Städten und Dörfern einschlagen würden.  Er sei für die Zweistaatenlösung, sagt er, aber er traue den Arabern nicht.

Er sagt auch, Israel sei am ständigen Aufbau, am Erschaffen interessiert, nicht am Zerstören. Er äußert große Angst vor dem Iran und dessen nuklearem Ausbau, der seiner Meinung nach nur der Aufrüstung und nicht der Energiegewinnung diene. Er sagt, in dieser Sache, also was die Einschätzung des Iran angehe, denken die arabischen Nachbarländer genau wie Israel.

Dann gibt es noch eine Lektion in Hebräisch. Wir könnten ihn alles fragen, sagt er, wir bekämen sein Wissen umsonst. Die Vokabeln lässt er uns nachsprechen:  Boker tov, erew tov, leila tov ( guten Morgen, guten Abend, gut Nacht), Bevakascha (bitte), lo (nein), ken (ja), beseder (okay). Da meine (Alt-)Hebräischkenntnisse nahezu verschwunden sind, nehme ich sein Angebot gerne in Anspruch. Zum Abschied gibt er uns seine Karte und wir vereinbaren auch die Rückfahrt mit ihm.

PM ist verblüfft, wie schnell die Fahrt vorbei ist. Wir stehen vor dem Shrine of The Book.