Privileg

Montag, Diano Marina. Heute ist einer dieser privilegierten Tage, wo du höchstens darüber nachdenkst, ob du dich vom Rücken auf den Bauch drehst oder doch lieber vom Bauch auf den Rücken. Vor mir gluckert der Pool, hinter mir das Meer, das ewige Meer, das in den ewig himmelblauen Himmel übergeht. Wie einer dieser kostbaren Stoffe, Brokat oder Taft, himmelblauer Taft, genau so sieht das über mir aus. Aber eigentlich ist über mir, also noch vor dem Himmel, der Riesengummibaum mit seinem dichten Geäst, und da war er auch schon im letzten Jahr und die drei Jahre davor, weshalb auch der Gummibaum für mich so eine Ewigkeitsberührung hat.

Dass meine Liege direkt unter ihm steht bzw. dass mir eine der wenigen Liegen unter diesem Privilegbaum zukommt, ist PM’s Verdienst. Jetzt versenkt er sich in Franziska Linkerhand, was ich sehr löblich finde, weil das ja ein totales Frauenbuch ist, frühfeministische Pflichtlektüre, sozusagen, die Reimann unser westdeutsches DDR-Frauen-Idol neben Irmtraud Morgner und Christa Wolf, wobei mir Letztere immer zu sehr erhobener Zeigefinger war.

Was fehlt, sind H. und K., die tatsächlich in Berlin geblieben sind. Diese Thematik spare ich hier aus, aber uns beschäftigt das natürlich ständig. Gestern Abend zum Beispiel, in dem Gartenlokal; da haben wir immer zu viert so gut gegessen und getrunken, wie wir das jetzt eben zu zweit getan haben, und da gehörten H.’s Sprüche und K.’s ständiges „Ach, also Hans!“ oder „Is so!“ dazu wie das Pizzabrot und der Limoncello. Diese Leerstelle gilt es nun zu füllen. Die beiden waren die ersten (und nicht die letzten) Freunde von PM, die mich ohne Vorbehalt akzeptiert haben, das ist alles andere als selbstverständlich.

Selbstverständlich ist nichts hier, und mir ist es schon deutlich schlechter gegangen. Wenn man mir da was von Urlaub in Italien oder diesem Kerl aus dem Osten erzählt hätte, dann hätte ich wohl lediglich die Augen verdreht. Sahnehäubchen: In B.N. habe ich mir einen neuen Aubade-Bikini gekauft, das macht man ja auch nicht alle Tage. Er ist sehr, sehr bunt, gewöhnungsbedürftig, sagt PM, und jetzt hat er sich gewöhnt, der sieht nämlich einfach nur gut aus.

Ich bewundere, was Wolfgang Herrndorf aus einem langen schwarzen Haar macht (gemacht hat, leider, leider, unendlich Mal leider), das sein Protagonist zwischen den Seiten seines Lieblingsbuches findet. In Plüschgewittern ist so ein Buch, wo dich jeder Satz bereichert.

Ich mache heute nichts außer liegen, lesen, Löcher in die Luft gucken (und schwimmen).