Samstag Morgen. Der CVJM klingelt, um den Weihnachtsbaum abzuholen und die Gebühr einzukassieren. Vor zwei Tagen hab ich ihn abgeschmückt u. mit Steves Hilfe nach draußen verfrachtet, wo er für kurze Zeit mit anderen traurigen Bäumen den Straßenrand gesäumt hat – der alljährliche, kleine Abschied.
PM brachte gestern Abend mit einem orangefarbenen Blumenstrauß den Frühling in die Bude. Er brachte mir auch meinen schwer vermissten Liebeskind-Mantel und meine Liebeskind-Tasche, die ich von ihm zu Weihnachten bekam und die nicht mehr in den Koffer passten und deshalb bei ihm bleiben mussten. Anfang Oktober hatte ich die beiden Teile im Schaufenster in Erfurt entdeckt, anprobiert und gekauft, also PM kaufte sie, schon für Weihnachten! Ich liebe diesen Mantel und die Tasche, sie sind für mich gemacht …
Im Meze etwas gegessen, obwohl wg. Familienfeier geschlossen war. Gabriel weihte uns in seine neuesten Pläne ein. Er ist Gastronom aus Leidenschaft. Diese kreative Unruhe, die ihn ständig umtreibt …, wie ich das von mir selbst kenne! …
PM schläft noch, Steve sowieso. Jetzt hole ich schnell das Fondue-Fleisch für heute Abend ab (damit T. mal auf andere Gedanken kommt) und Brötchen fürs Frühstück …
Und dann noch: Faust I. Hat mich nie ergriffen und lässt mich leider immer noch kalt. Da hilft auch keine Sekundärliteratur weiter: Langweilig! Das einzige Goethe-Werk, das mir etwas bedeutet, sind Die Wahlverwandtschaften. Von den anderen Stücken fühle ich mich eher belästigt. Gepamperter, gesponsorter Beamtendichter … Goethe oder Schiller? – wenns nach mir geht: eindeutig Schiller!
Bis nächstes Jahr wartet so viel Arbeit auf mich, dass mir manchmal ganz übel wird. Habe mir einen Zeitplan aufgestellt, um die Sache in den Griff zu bekommen, um sie noch, noch, noch ökonomischer zu gestalten.
Will ich es denn anders?