Saudi-Arabien hat gestern 47 Menschen exekutiert. Offiziell werden sie des Terrorismus’ beschuldigt. Unter den Todeskandidaten befand sich auch der prominente schiitische Geistliche Scheich Nimr al-Nimr, der ein entschiedener Gegner des sunnitischen Königshauses in Riad ist und der die Abspaltung der mehrheitlich schiitischen Regionen Katif und al-Ihsaa im Osten des Landes befürwortet hat.
Das ultra-konservative Königreich, in dem eine besonders gnadenlose Auslegung des islamischen Rechts der Scharia gilt, richtete im vergangenen Jahr laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 153 Menschen hin. Im Zuge der steigenden Exekutionen suchten die saudischen Behörden im vergangenen Jahr per Stellenanzeige acht neue Henker. (SPON 2.1.2016)
“Die im Land übliche Enthauptung erfolgt in den Vormittagsstunden auf einem öffentlich zugänglichen Platz. Bis Anfang der Neunziger Jahre war es üblich, Hinrichtung am Freitag nach den Mittagsgebeten zu vollziehen, doch finden Hinrichtungen seit einer Reihe von Jahren auch an anderen Tagen statt.
Das Ritual ist kurz: Der Delinquent wird mit einem Wagen vorgefahren und muß sich an einer bestimmten Stelle, einem Graben, gefesselt niederknien. Die Augen werden ihm verbunden. Der Scharfrichter gibt ihm einen Stoß in den Rücken, sodaß er sich aufbäumt, und schlägt im nächsten Moment mit dem Schwert zu. Bei einem geübten sicheren Schlag fällt der Kopf sofort zu Boden, das Blut fließt in den Graben.
Doch gibt es auch Berichte von Scharfrichtern, die nicht so sicher zuschlagen, und deren vorgenommene Hinrichtung zu einer schrecklichen Schlachterei wird.
Was mit dem Körper des Hingerichteten geschieht, und ob die Angehörigen die Leiche für eine Beerdigung erhalten dürfen, ist nicht bekannt.” (Edith Friedl auf Facebook)
Das Deutsche Auswärtige Amt schreibt im August 2015:
Politische Beziehungen
Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien sind traditionell eng und im Allgemeinen spannungsfrei. Sie wurden durch den Freundschaftsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Hedjaz, Najd und der zugehörigen Gebiete bereits 1929, das heißt drei Jahre vor der Proklamation des Königreichs Saudi-Arabien, formalisiert. Deutschland unterhält seit 1954 diplomatische Beziehungen zum Königreich Saudi-Arabien. Wie auch in anderen arabischen Ländern genießt Deutschland Sympathie; vielfach wird eine größere deutsche Rolle in der Weltpolitik gewünscht, insbesondere bei der Lösung des Nahost-Konflikts, aber auch anderer Regionalkonflikte. Bundeskanzlerin Merkel reiste im Februar 2007 und im Mai 2010 nach Saudi-Arabien. Bundesaußenminister Steinmeier besuchte Saudi Arabien zuletzt im Oktober 2014.
König Abdallah besuchte im November 2007, Außenminister Prinz Saud al-Faisal 2008 und im Februar 2011 Deutschland. Der seit Juni 2015 amtierende Außenminister Adel Jubair hat Deutschland im August 2015 besucht. Die Beziehungen zwischen dem Deutschen Bundestag und der Beratenden Versammlung (Schurarat) haben sich in den letzten Jahren ebenfalls vertieft (Besuch einer Delegation des Schurarats in Berlin auf Einladung des Deutschen Bundestages im Mai 2011). Zuletzt besuchte Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Gabriel anlässlich der 19. Sitzung der gemeinsamen Wirtschaftskommission im März 2015, sowie der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer im April 2015 Saudi- Arabien. Im Jahr 2014 besuchten der Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, Bundesminister a.D. Norbert Röttgen und der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie, Bundesminister a. D. Peter Ramsauer Saudi-Arabien.
Wirtschaftsbeziehungen
Saudi-Arabien war dank der hohen Öleinnahmen in der Lage, deutsche Produkte und Dienstleistungen in nennenswertem Umfang einzuführen, und tat dies auch mit steigender Tendenz. 2014 betrug das bilaterale Handelsvolumen ca. 10 Mrd. Euro, etwa soviel wie im Vorjahreszeitraum.