Freitag, B.N. Aufschlussreiches Gespräch mit einer Literaturagentin. Das Sachbuchprojekt mögen sie also, sie und ihre Chefin. Den Roman finden sie und ihre Chefin aber zu gewagt.
Wollen sie lieber ein weiteres nichtssagendes, nichts erzählendes Werk aus irgendeinem Schreibseminar auf den Markt werfen, damit der Wendepunkt sich auch wirklich exakt in der Mitte ereignet und auch sonst sämtliche Regelchen eingehalten sind, die so viele Bücher so ermüdend, so gleichgesichtig machen?
Ich sage ihr das alles. Ich sage ihr auch, dass ich selber eine Schreibwerkstatt leite und dass ich das alles kenne und dass es nur wenige Seiten braucht, um herauszulesen, ob der Autor für eine Geschichte brennt oder für die Abschlussarbeit eines Schreibseminars.
Und finden Sie das gut?, fragt sie mich mit ehrlichem Interesse und fällt für einen Moment aus ihrer Rolle.
Nee, sage ich, das finde ich langweilig.
Sie habe das Manuskript gerne gelesen. Sie habe es sogar bis zu Ende gelesen!, sagt sie. Aber die Stellen, also Ihre Sexstellen, windet sie sich, die sind – so anders. Wir wissen ja nicht, wie das ankommt …
Ja, hoffentlich, erwidere ich. Das ist ja keine Anmachlektüre. Das ist furchtbar und erschreckend auch, was die Protagonistin sich da antut …
Das ist schon Scheiße, wenn man sein eigenes Buch verteidigen muss. Da hab ich keinen Bock drauf.
Sie trauen sich nichts. Sage ich. Und sie: Doch, mit einem Titel haben wir uns schon was getraut.
(Wow! Na toll! Verdammte Axt, wenn ich wüsste, welcher EINE Titel das ist …)
Meine beiden Projekte sind nur im Doppelpack zu haben, sage ich unfreundlich.
Das Gespräch ist beendet.